Maigret als Pensionär


In vielen Romanen steht der Kommissar kurz vor der Rente, in einigen ereilt sie ihn auch. Er hatte schon eine Ewigkeit geplant, diese in Meung-sur-Loire zu verbringen. Hier nun ein kleiner Überblick über das Pensionärs-Dasein des Kommissars.

An den Maigret-Geschichten, in denen es um Maigrets Ruhestand oder der Zeit kurz davor geht, bemerkt man am ehesten die Zeitlosigkeit der Erzählungen. In den Erzählungen die in frühen Jahren entstanden, ist nie die Rede davon, dass Madame Maigret Auto fährt. Erst viel später wird das Bestandteil der Erzählungen: Madame Maigret macht den Führerschein, weil der Herr Kommissar keine Zeit hat. Er lässt sich chauffieren. 1938 war es aber unwahrscheinlich, dass eine Frau in den Fünfzigern noch den Führerschein macht – oder?
Es sind noch andere Kleinigkeiten, an denen man es merkt. In der Erzählung »Die Spieler vom Grand-Café« wird einer der Protagonisten als Faschist beschimpft, in späteren Erzählungen taucht solch eine gravierende Beschimpfung nicht mehr auf. In dieser Erzählung beschäftigt sich Maigret abends auch mit Zeitungen und dem Radio. Aus später entstandenen Maigret-Geschichten ist aber bekannt, dass die Familie sehr wohl einen Fernseher besaß, wenn ihn Maigret auch nicht sonderlich schätzte. Der Metropole Paris ist er entflohen, seinen Ruhestand verlebt er in Meung-sur-Loire.

Maigret schätzte an seinem Haus in Meung am meisten den kleinen Hof zwischen Haus und Garten. Simenon beschreibt ihn folgendermaßen:

..., eine Stelle die keinen Namen hatte, eine Art Hof zwischen Küche und Garten, jedoch ein zum Teil überdachter Hof, den man mit der Zeit möbliert hatte, so dass es einen Ofen und eine Anrichte gab und die meisten Mahlzeiten hier eingenommen werden konnten. Er ähnelte ein wenig einem spanischen Patio, und der Boden war mit roten Fliesen gepflastert, die dem Schatten eine ganz besondere Eigenart verliehen.

Besonders lange hielt es den Ex-Kommissar aber auch an diesem seinem Lieblingsort nicht. Maigret dachte an Ruhe bei seiner Pensionierung, aber das war ein Wunschdenken oder eine Illusion. Es manifestiert sich an einem Liegestuhl:

In Wahrheit hatte sie [Mdm. Maigret] ihn seit seiner Pensionierung keine einzige Stunde lang auf seinem berühmtem Liegestuhl gesehen, den er im Triumph vom Kaufhaus »Bazar de l’Hôtel de Ville« mitgebracht und geschworen hatte, denkwürdige Mittagsschläfchen darin zu halten.