Herbst 2019

Maritimer Akzent


Die Herausforderung beim Schreiben von solchen Artikeln ist doch immer, eine griffige Überschrift zu finden. Manchmal kommt dann Stuss raus, manchmal trifft man es aber genau ins Schwarze. Mit dieser Überschrift wird hier voll ins Schwarze getroffen: Was könnte denn maritimer sein als die Tatsache, dass drei von vier Hoffmann und Campe-Titeln einen maritimen Hintergrund haben und Maigret im Atlantik-Verlag erscheint?

Der September

Man kann sich den 4. September schon mal anstreichen. An Simenon 30. Todestag bringt Hoffmann & Campe die Romane »Wellenschlag« und »Das Testament Donadieu« in die Buchläden. Ich stelle mir das gerade ganz lustig vor, dass jemand morgens im Radio gehört hat, dass Simenon vor 30 Jahren gestorben ist, eine kulturelle Anwandlung bekommt, als letzter in den Buchladen kommt und unbedingt noch einen Simenon kaufen möchte. Leider, die Leute sind ja recht event-orientiert, ist alles andere von Simenon an diesem Tag ausverkauft und es ist nur noch der Donadieu-Roman vorrätig. Es gibt nicht viele Simenon-Romane, die ähnlich umfangreich sind (»Stammbaum« und »Der ältere Bruder« fallen in die Kategorie). Für die Soirée am nächsten Tag, bei der Simenon ganz gewiss das Thema sein wird, wird man nicht mehr gewappnet sein ... durchaus möglich, dass mir hier die Fantasie etwas durchgeht. Zu den ganz großen Romanen zählt der Roman für mich übrigens nicht.

Dann ist da noch »Wellenschlag«: Ich möchte es mal so formulieren. Wer sich mit diesem Roman für die Soirée vorbereitet, wird nicht mit besonders guter Laune dort eintreffen. Man fragt sich oft, wie viel Schlechtigkeit es in der Welt geben kann. Die hier auftretenden Tantchen haben es wirklich in sich und geben sich wirklich viel Mühe, die Pessimisten der Welt in ihrem Glauben, alles ist schlecht, zu bestärken. Für zarte Gemüter ist dieses Buch nichts. Simenon-Liebhaber, bekommen damit aber den Stoff, den sie brauchen.

Mein Tipp an der Stelle: Im Wechsel lesen – erst einen Non-Maigret wie »Wellenschlag«, danach einen Maigret. Dann ist die Welt wieder in Ordnung.

Der November

Der 4. November bringt zwei Romane, die sich etwas leichter lesen: »Die Verbrechen meiner Freunde« erzählt die Geschichte von »Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien« aus einer anderen Perspektive. Es ist durchaus interessant, die beiden Romane nacheinander zu lesen. Wenn ich mir den Veröffentlichungsplan anschaue, sollte man dies dieses Jahr sogar organisieren können. Schön, dass der Roman nach fünfundzwanzig Jahren mal wieder veröffentlicht wird.

Das gilt umso mehr für den zweiten Roman, der zuletzt 1986 erschienen ist: »Der Passagier der Polarlys«, ein Krimi, der seinen Ursprung in Hamburg nimmt und den Leser bis nach Norwegen führt. Ein Mord passiert und es beginnt ein Kammerspiel, denn die Anzahl der möglichen Täter ist schiffsbedingt sehr, sehr begrenzt. Auch über diese Veröffentlichung dürften sich sehr viele Leser freuen.

Taschenbuch-Saison

Erfrischend anders ist die Aufmachung der Simenon-Titel den Atlantik-Verlag. Während bei den Hardcover-Ausgaben der Maigrets Schwarz-Weiß-Motive dominieren, sehen mir mir hier einige Motive gezeichnet aus, zum Beispiel das von »Maigret und die junge Tote«. Es gibt aber durchaus auch Übernahme von Motiven aus Hardcover-Ausgaben des Kampa-Verlages, wie zum Beispiel bei »Maigrets Memoiren«.

Während die Hardcover-Maigrets schon heute großflächig daherkommen, haben die Non-Maigret-Ausgaben eine – sagen wir mal – sehr seriöse und edle Aufmachung. Diese wird durch schon fast poppig anmutende Motive getauscht, mit denen Atlantik jetzt auftaucht. Man schaue da auf die Cover von »Das blaue Zimmer« und »Striptease«.

Der Plan für die nächsten Monate sieht wie folgt aus:

Juli

August

September

  • Das blaue Zimmer (übersetzt von Hansjürgen Wille, Barbara Klau und Mirjam Madlung)
  • Maigrets Memoiren (übersetzt von Hansjürgen Wille, Barbara Klau und Bärbel Brands)

Oktober

November

Dezember

Januar

Man sieht sehr gut, dass man spätestens ab August, meine Empfehlung, Non-Maigrets und Maigrets im Wechsel zu lesen, sehr gut folgen kann. Der Juli wird ein wenig hart, könnte aber für manchen zu schaffen sein – ist ja vielerorts schon ein Ferienmonat und was gibt es schöneres, als seinen Urlaub mit Lesen zu verbringen?