Rowan Atkinson


Die Engländer haben eine unbestreitbare Tradition, was Maigret-Verfilmungen angeht (Rupert Davies und Michael Gabon). In die Tradition trat 2016 jemand, den man in der Rolle nie erwartet hätte: Rowan Atkinson.

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Es gibt nicht viel Literatur über Atkinson und das, was auf dem Markt zu finden ist, stammt aus den 90er Jahren. Das hat einen einfachen Grund: Sein kometenhafter Aufstieg als Mr. Bean in die erste Liga der Komiker und in der Liga spielt er in der Champions League, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Nun ist der Humor von Atkinson nicht jedermanns Sache und auch diejenigen, die diesen Humor vielleicht lieben, haben ihre Probleme mit dem Wechsel des Schauspielers vom Komiker zu einer eher ernsthaften Rolle wie Maigret. Offenbar will Atkinson seinen Kritikern aber jeden Wind aus den Segeln nehmen und spielt deshalb seinen Maigret ohne Anflug von Humor. Zumindest bricht er, was das angeht, mit seinem Vorgänger Rupert Davies.

Atkinson wurde am 6. Januar 1955 in der südwestenglischen Stadt Consett in eine Bauern-Familie hineingeboren. Er war der jüngste Spross in der Familie und hatte drei Brüder, von denen er ordentlich lernen konnte. Sein ältester Bruder ist der Ökonom und Publizist Rodney Atkinson, der sieben Jahre älter ist und später als Dozent an der Universität Mainz tätig.

Schon früh fand Atkinson gefallen an der Komik. Er soll sich Jaques Tatis »Die Ferien des Monsieur Hulot« an einem Wochenende sieben Mal angesehen haben. Weitere Vorbilder fand er in Stan Laurel und Buster Keaton. Wer in das komische Fach möchte, hat damit sicher nicht schlechtesten Vorbilder gewählt. Das Studium des komischen Faches, mit den Dreien begnügte er sich nicht, denn die Zeit hatte eine ganze Reihe anderer sehr guter Komiker, brachte ihn nicht nur in die Theatergruppe seiner Schule sondern auch dazu, häufiger nachzusitzen – Lehrer mögen es nicht, wenn sie nachgemacht werden. Die Leistungen in der Schule waren jedoch immer gut und er gehörte zu den Besten. Es war mehr die »Verhaltensnote«, mit der er seine Probleme hatte. Sein Lehrer empfahl Atkinson nicht eine wissenschaftliche Laufbahn oder gar den Weg in die Wirtschaft, sondern das Showbiz. Wiewohl entschied sich Atkinson für eine Ingenieurslaufbahn.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof mit einem gewissen Maschinenpark, war der junge Mann schon lange Jahre mit dem Basteln und Reparieren am Gerätepark vertraut. So fiel seine Wahl auf die Elektrotechnik, die er in Oxford bis zum Master of Science studierte. Also auch hier der volle Erfolg – wenn auch hier die Schauspielerei nicht in Ruhe ließ. Schon bald bewarb er sich bei Oxford University Dramatic Society, die schon Größen wie Michael Palin und Terry Jones hervorbrachte. Einen besseren Ruf hatten die Kollegen aus Cambridge, die mit Größen wie Emma Thompson, Stephen Fry und Hugh Laurie aufwarten konnten.

Sein Weg sollte nicht in Fabrik-Hallen führe, das kristallisierte sich bald heraus. Vielleicht begann seine Karriere damit, dass er 1976 beim Edinburgh Fringe Festival auftrat und es nicht versäumte, vorher Agenten auf sich aufmerksam zu machen. Richard Armitage, einer der Adressaten, begeisterte sich für die Arbeit von Atkinson und nahm ihn unter Vertrag – da konnte sich der junge Mime etwas einbilden, denn Armitage war Agent von John Cleese. Die zweite Annäherung an die berühmte Monty-Python-Truppe, auch wenn Cleese der Theater-Szene in Cambridge zugerechnet werden muss.

Nachdem Festival schrieb Atkinson sein erstes Programm mit dem Titel »Behind the Fringe«, welches 1978 im Londoner Hampstead Theatre seine Uraufführung feierte. Im Publikum saßen damals schon eine Reihe illustre Leute, die entweder nur Gutes über seine Show zu sagen hatten, und/oder sein Potential sahen. Einer von denen war Produzent für den Fernsehsender ITV, der mit Atkinson einen Piloten für eine Comedy-Show produzierte. Die Show kam sehr gut an, aber Atkinson hatte andere Pläne und lehnte eine Fortführung ab. Mit ITV kam, er aber später noch einmal ins Geschäft – die Maigret-Filme liefen über den Sender.

1979 begann Atkinson als Ensemble-Mitglied bei der BBC-Comedy-Show »Not the Nine O’Clock News« (NOT), die über drei Jahre lief und es auf 27 Episoden brachte. Mitglieder des Ensembles waren unter anderem Mel Smith und Griff Rhys Jones, die sich meine Verehrung durch die Verfilmung von Tom Sharpes »Puppenmord« erarbeitet haben. Der Erfolg von NOT muss gewaltig gewesen sein, er übertraf Monty Python wohl um Längen. Sie galt bis dahin als meistgesehene Comedy-Show der Geschichte der BBC.

Der Einstieg Atkinsons in das Filmgeschäft fiel nicht weniger ambitioniert aus: Es musste ein James-Bond-Film sein. So hatte Atkinson seinen ersten Auftritt als Konsul in dem Sean-Connery-Bond »Never Say Never Again«. Er hatte bei den Produzenten nachgefragt, ob er eine Rolle übernehmen könne. Obwohl das Casting schon abgeschlossen war, hatte er schließlich die Rolle.

Die nächste Station in seiner Karriere war »Black Adder«, eine Serie die von 1983 bis 1989 in vier Staffeln lief. Die Comedy sollte die Geschichte der Familie Blackadder beschreiben. Es begann mit dem Jahr 1485 und endete in der letzten Staffel mit dem Jahr 1917. Zum Cast der Serie gehörten auch Stephen Fry und Hugh Laurie. In einer Umfrage wurde die Serie 2004 zur zweitbesten britischen Comedy-Serie gewählt. Hierzulande fristete sie ihr Ausstrahlungsdasein lange Zeit bei arte.

Der große Durchbruch von Rowan Atkinson, auch international, kam 1990 mit Mr. Bean. Die Serie lief bis 1995. Nach einem kurzen Intermezzo in einer Polizisten-Comedy kam 1997 der erste Spielfilm mit Atkinson in der Hauptrolle. Anhand des Film-Titel – »Bean – Der ultimative Katastrophenfilm« – lässt sich leicht erraten, wer der Protagonist ist. Die Kritik konnte Atkinson nicht überzeugen. Der zehn Jahre später veröffentlichte zweite Mr. Bean-Film »Mr. Bean macht Ferien«brachte bessere Kritiken.

Auch privat konnte sich Atkinson nicht über die 1990er Jahre beschweren: 1990 heiratete Sunetra Sastry, zwei Kinder wurden geboren: Benjamin (1993) und Lily (1995).

Neben seinem Mr. Bean-Film ist noch die Johnny English-Reihe erwähnenswert, in der Atkinson einen Geheim-Agenten spielt. Dieser ist durchaus nicht unfähig, ist nur nicht vom Glück verfolgt. 2018 kommt der dritte Teil der Reihe heraus.