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September
Was im Augenblick bei Hoffmann und Campe respektive dem Atlantik-Verlag in Sachen Simenon passiert, stellt ein großes Rätsel dar. Vielleicht nicht verlagsintern, aber in dem, was nach außen kommuniziert wird. Es ist alle sehr geheimnisvoll, fast wie bei einem Apple-Event. Nur, dass man weniger ahnt.
Vor ein paar Jahren haben die Atlantiker eine Webseite online gestellt, da konnte man wunderbar nachvollziehen, was bis sieben, acht Jahre im Voraus geplant war. Ein Editionsplan, wie man ihn sich wünscht – geradezu ideal für Sammler und Berichterstatter.
Dann erfolgte der abrupte Wechsel vor etwa einem Jahr. Hoffmann und Campe verkündete, dass es keine Hardcover mehr von Simenon geben würde und zu allem Überfluss kam auch noch Corona dazu, was den Buchmarkt durcheinanderwirbelte.
Seitdem ist jedweder Plan perdu (oder salopp formuliert: Hopps) gegangen. Man lebt von Vorschau zu Vorschau und ist ein wenig überrascht über die Entscheidungen, welcher Titel erscheinen. Im September wird der nächste Batch erwartet, aber wenn es bei einem Herbst-/Winter-Programm bleibt und nicht noch ein eigenes Winter-Programm nachgeschoben wird, dann haben wir in der zweiten Jahreshälfte nur mit fünf Romanen zu rechnen.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Maigrets besser verkaufen als die anderen Simenon-Titel. Schließlich war ein Grund für die Hardcover-Einstellung bei HoCa, dass die Non-Maigrets nicht wie gewünscht liefen und der Verleger dieses Thema nicht als Steckenpferd betrachten wollte. Aber gerade die Taschenbuch-Maigrets hinken gehörig hinterher. Im September ist einer der vier geplanten Titel ein Maigret. Im Juni, zum Frühjahrsprogramm gehörend, sind zwei Titel von den Fünfen Maigrets.
Unter literarischen Gesichtspunkten ist das beachtenswert, unter kommerziellen verwundert die Entscheidung.
Welcher ist es nun?
»Maigret und die verrückte Witwe« wird es sein – das ist der Herbst-Maigret und dann gilt es eine gewisse Durststrecke zu überwinden. Die Übersetzer:innen sind bekannt, da es sich um Übernahmen von Kampa handelt: Hansjürgen Wille/Barbara Klau/Claire Schmartz. Hier findet sich eine Inhaltsangabe und hier ein kleiner Beitrag über den Tatort.
Umbenennung
Der November wird hierzulande selten mit Frohsinn und Lebenslust verbunden, wenn man von ein paar Jecken absieht, die den 11.11. herbeisehnen wie nichts. Trübsal, Regen und Dunkelheit, das sind die üblichen Dinge, die einem zu diesem Monat einfallen. Das mag der Grund gewesen sein, warum man bei Diogenes den Titel des »Novembre«-Romans zu »Manuela« ändert.
Nun gab es eine Rückbesinnung und der Titel erscheint erstmals unter dem einem Namen, der eine Übersetzung des Originaltitels darstellt: »November«. Ein wenig über den Inhalt findet sich hier.
Alte Bekannte
Die anderen drei Gesellen an Wiederveröffentlichungen sind alte Freunde: Zwei der Titel – »Die Selbstmörder« und »Ankunft Allerheiligen« – erschienen zuletzt in der fünfzigbändigen Werkausgabe von Diogenes, also knapp vor zehn Jahren. »Die Verbrechen meiner Freunde« gab es als Hardcover-Ausgabe vor zwei Jahren, erscheint jetzt aber nach über fünfundzwanzig Jahren wieder als Taschenbuch.
Der Allerheiligen-Titel ist für mich ein Klassiker und kann gut als Einstieg in die Non-Maigret-Welt herhalten. Unter den großen Romanen ist »Die Verbrechen meiner Freunde« einer der Titel, die eine Referenz zur Maigret-Welt darstellen – hier wird die Geschichte vom Gehängten von Saint-Pholien auf andere Art und Weise erzählt und auch wenn dich mit der Selbstmörder-Story anfangs Probleme hat, hat man sich als Leser:in erst einmal packen lassen, ist schwer von den Geschehnissen loszukommen.