Vor ein paar Jahren hatte ich mich über meine Überraschung darüber ausgelassen, dass der berühmte Pflaumenschnaps bei den Maigrets in der Fantasie Simenons keiner war. Der Zufall ermöglichte mir nun eine Gegenprobe. Madame Baron war Pensionswirtin in Charleroi und wollte ihrem Gast Elie Nagéar etwas Gutes tun. Seine Geschichten faszinierten sie, und dazu gehörte ein Schlückchen.
Sollte es Gueuze-Lambic heißen wie in dem Saint-Pholien-Maigret oder besser Lambic-Gueuze? Überhaupt bliebe noch die Frage Gueuze oder Geuze? Zu dieser Fragestellung kommen interessierte Laien erst, wenn sie sich der Antwort nähern, was es um Gottes Willen mit dem Begriff auf sich hat. Wenn das geklärt ist, lassen sich solche Formulierungspetitessen lösen.
Ein eigenes Kapitel für den Abend der Scheidung und den folgenden Hochzeitstag. Es war eine kleine Hochzeit, denn außer den beiden war niemand mehr dort. Selbstverständlich hatte Tigy keine Einladung bekommen zu bleiben und war nach Carmel zurückgereist. Denyse brannte darauf, Madame Georges Simenon zu werden. Und wie ging es ihm?
Porquerolles hatte eine merkwürdige Wirkung auf manche Menschen. Einer, der wusste wovon er sprach, war ein ehemaliger Zahnarzt. Der im Roman namenlos bleibende Mediziner hatte ein Wort für das Symptom erfunden: »Porquerollitis«. Er litt unter dieser »Krankheit« und hatte nach seinem ersten Aufenthalt nur noch einmal die Insel verlassen: um seine Praxis aufzulösen.
Irgendein Geburtstag war es. Der von der Oma oder dem Opa und meiner Tante. Nach dem Abendbrot kamen Erdnussflips und Schnapspralinen auf den Tisch. Wie alt war ich? 12, 13 – ich weiß es nicht genau. Ich machte weder vor dem Knabberkrams noch vor den Pralinen halt, niemand hinderte mich. Danach ging es mir gar nicht gut!
Über Maigret und Monsieur Charles ist fast alles gesagt – Lob und Kritik halten sich dabei die Waage. Versucht man, die Geschichte der alkoholkranken
Mme Sabin-Levesque in wenigen Worten zusammen zu fassen, ergibt sich etwa folgendes Szenario: Junges, etwas verträumtes Barmädchen trifft attraktiven Pariser Advokaten, der gerade die florierende Kanzlei seines Vaters übernommen hat.
Allein und arm, das ist die Lebensweise von Kartäusern. Es gibt, wenn man einem Kartäuser-Orden beigetreten ist, verschiedene Arten, wie man sein Mönchsleben bestreitet. Keine hört sich so an, als würde man dabei einen Likör aus Kräutern erfinden. Die Kartäuser-Mönche stellen diesen Likör nun schon seit langer Zeit her. Aber sie hatten das Glück, das Rezept geschenkt zu bekommen.
Über bestimmte Sachen gehe ich einfach locker und flockig hinweg, denke mir nicht viel dabei. An anderen Sachen bleibe ich hängen und frage mich: Warum nur? Und plötzlich lese und sammle ich Information über Angelegenheiten, die ich vorher nie für interessant empfunden habe, die mich auch nie beschäftigt haben. Mein Interesse an der Flora ist beispielsweise wirklich klein.
Mit welcher Selbstverständlichkeit der Mann einen Drink nach dem anderen nimmt, und sich dann hinter das Steuer setzt. Der Meinung ist, er würde gut fahren oder gar besser, dadurch dass er Alkohol zu sich genommen hat. Das, kombiniert mit seiner Beratungsresistenz, macht den Kerl über alle Maßen unsympathisch. Darüber komme ich nicht hinweg, und darüber dass ich das Gefühl hatte, seine Frau gäbe sich am Passierten die Schuld.
Ein eigenes Kapitel ist dem Enzian in dem Maigret-Roman »Maigret in der Liberty Bar« gewidmet. Vor Kurzem wurde ich gefragt, was es denn damit auf sich hat und was Maigret da wirklich zu sich nimmt. Halten wir zuallererst mal fest: Der Kommissar trank das Getränk mit und konnte sich dafür nicht begeistern. Mir ist auf Anhieb keine andere Stelle eingefallen, bei der Maigret wieder mit diesem Getränk konfrontiert wurde.
»Ist nichts mehr von dem Schiedam von neulich da?«, fragte Maigret die Crew der St. Michel und mit dieser letzten Fragestellung verabschieden wir uns vorerst von der Geschichte des geheimnisvollen Kapitäns. Maigret hat so manches zu sich genommen, in diesem Fall: Rum, Grog, Calvados und einen Schnaps, der mir bis dato nicht untergekommen war – weder im echten Leben, noch bei Maigret.
Porquerolles hat heute etwa 300 Einwohner. Man kann gut davon ausgehen, dass in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr Menschen auf der Insel gelebt haben. Wenn dann innerhalb einer Woche drei Frauen verschwinden – auf einer Insel – und nicht wieder aufgefunden werden, kann man sich gut vorstellen, dass die örtliche Polizei sich Hilfe bei Experten holt. Ein Fall für G7.