Erste Voraussetzung, um mit diesem Zug fahren zu dürfen: Geld. Zweite Voraussetzung: Man musste auf der Strecke Paris – Brüssel – Amsterdam unterwegs sein. Wenn diese Bedingungen erfüllt waren, dann war der Étoile du Nord zwischen den 1920er- und 1930er-Jahren eine sehr gute Option für eine Reise. Diese Geschichte beginnt jedoch mit einem Missverständnis.
Fliegen die Buchstaben, Wörter, Sätze beim Lesen an mir vorbei, entstehen vor meinem geistigen Auge Filme. Maigret und seine Kollegen, für jeden habe ich ein Gesicht. So geht mir das auch mit den Gesprächen, die geführt werden und den Handlungen, die uns der Autor in einer Geschichte schildert. Blöd ist’s, wenn dieser Film plötzlich durch ein Fehler im Skript gestört wird. Da wird es dann schräg.
Vor nicht allzu langer Zeit wurden hierzulande Verkehrsschilder geändert. Von dem Hinweiszeichen für Bahnübergänge verschwand die dampfende Lok, da diese heute im »Schienenbild« nur marginal vertreten sind. Richtig so, aber wie schaut es auf Buch-Covern von Maigrets aus? Auf der Red Eye-Ausgabe des Bergerac-Romans wurde Maigret mit einer Elektro-Lok abgebildet.
Maigret stieg aus dem Zug aus. Das Licht an der Côte d’Azur ist ein spezielles, die Augen müssen sich erst daran gewöhnen und dann war es da ... dieses Gefühl von Ferien, was den Kommissar aus Paris überkam. Es ist der erste Absatz, der Leser:innen in die gleiche Stimmung versetzt, den Wunsch nach Ausspannen, nach Sonne, vielleicht auch nach einem Pastis. Vorausgesetzt ...
Mr. Pyke war aus London angereist, um die Methoden von Maigret zu studieren. Die Fälle in Paris waren langweilig und Routine, da erreichte ihn ein ungewöhnlicher Anruf von der Côte d’Azur. Ein Mann war ermordet worden und hatte den Kommissar als seinen Freund bezeichnet. Gemeinsam mit dem Engländer reiste er nach Porquerolles.
Erwartung und Wirklichkeit kollidieren nach meiner Erfahrung besonders dramatisch beim Thema »Schlafwagenreise«. Man erhofft sich Luxus und einem geruhsamen Schlaf, während man durch die Gegend chauffiert wird. Der Mangel an Komfort hängt gewiss am Budget, das mir zu Verfügung steht. Dafür, dass in einem Zug ebensowenig schlafen wie im Flugzeug, können die Transporteure nichts.
Der Bahnhof Potsdam-Stadt war mal Hauptbahnhof und verfiel nach dem Mauerbau in einen Dornröschenschlaf. Fuhr man von dem neueren Hauptbahnhof in Richtung Babelsberg, stieg an dem Haltepunkt kaum jemand aus. Landläufig sprach man von der »Eule«, wenn man die Linie meinte, die zwischen den Bahnhöfen verkehrte. Das alles ist schon Jahre her.
Schon für damalige Verhältnisse war Ouistreham einen Katzensprung von Caen entfernt. Ein Verdächtiger machte sich von dem Hafenort aus mit dem Fahrrad auf den Weg nach Caen und sollte für die zwölf Kilometer etwa eine halbe Stunde gebraucht haben. Für den öffentlichen Nahverkehr gab es vielleicht Busverbindungen, obwohl davon nicht die Rede ist, sondern eine Kleinbahn. Diese fuhr nur tagsüber.