Mit seinen Jugendfreunden hatte Maigret nicht viel Glück: Sie kamen, setzen sich vor ihn, schilderten ihre Probleme und erwarteten Wunder. Dem konnte er kaum entsprechen und wollte es meistens auch nicht. In diesem Fall hatte er es mit Léon Florentin zu tun, der dem Kommissar beichtete, dass er sich in der Wohnung einer Frau befunden hatte, deren Geliebter er war, als diese ermordet wurde. Florentin ging davon aus, dass er der Hauptverdächtige war. Zu recht.
Bei der riesigen Anzahl von Geschichten, die Maigret erlebt hat, kommen einem die unterschiedlichsten Typen vor. Da sind die Habgierigen, die wegen ein paar Francs ihre Zeitgenossen umbringen; Gangster, die Säuberungsaktionen im Milieu vornehmen und hin und wieder bekommt man es auch mit Psychopathen zu tun. Wie in diesem Fall. Ein junger Mann geht durch die Straßen, nimmt mit seinem Kassettenrekorder Stimmen auf und wird dann ermordet. Anfangs glaubt man noch an Gangster, aber irgendwann meldet sich jemand, der ...
Ein – zugegeben – alberner Gedanke: Obwohl ich die Woche mit Simenon beschäftigt war, gab es keinen »Output«. Das erzeugt in mir das Gefühl, ich wäre faul gewesen. Dankbar bin ich, dass mich dieses nicht beschleicht, wenn ich wirklich NICHT an Simenon und Maigret dran bin. Simenon hatte sich 1979 geraume Zeit nicht mit dem Kommissar beschäftigt. Dann schrieb er einen Brief.
Die Antwort sollte so schnell wie möglich ermöglicht werden. Aber wie sollte man einen Mann finden, der keine Verwandten und Freunde hatte; sich in einer finanziell prekären Situation befand und kein Wohneigentum besaß? Genau! Man fragt einfach beim Finanzamt nach und die sagen einem, wie es um die monetäre Situation dieses wildfremden Menschen bestellt ist.
Manchmal stolpere ich über Stellen auf der Webseite und denke: Schau an, darüber hast Du schon mal geschrieben. Oder: Hoppla, darüber hast Du noch gar nicht geschrieben. So ist es mir mit dem Briefwechsel zwischen André Gide und Simenon gegangen, von dem ich entdeckte, dass es noch keine Beschreibung gab. Die Seite ist angelegt, aber völlig verwaist. Da muss also dringend etwas getan werden.
Drei Jahre war die Mutter tot – da griff Simenon zur Feder und schrieb ein Brief an seine Mutter. Es wird häufig als finale Abrechnung bezeichnet, ist aber eher ein Friedensangebot an seine Mutter, eine versöhnliche Beschreibung der Verhältnisse. Simenon lässt es sich nicht nehmen, auch die Punkte aufzuzählen, die dem Simenon-Liebhaber so vertraut sind: aber ist es nicht so, wie mit den Eigenschaften des Kommissar Maigret: Man wartet drauf, dass sie wieder zum Vorschein kommen?
Alain Lefrançois ist ein bekannter Versicherungsmathematiker, angesehen nicht nur in seiner Firma. Wenn hier behauptet würde, dass er ein offener Mensch wäre, dann wäre das eine glatte Lüge. Er ist jemand, der sich gerne in seinem Arbeitszimmer eingräbt.
Er ist damit beschäftigt einen Brief an seinen Sohn zu schreiben, eine Lebensbeichte, damit der das Leben seines Vaters, seiner Großmutter und seines Großvaters – letztendlich der ganzen Familie – besser versteht.
Bum-Bum saß im Büro von Maigret. Der Kommissar konnte den alten Schulkameraden immer noch nicht leiden. Die Höflichkeit verlangte es, dass er sich das Begehren des Mannes anhörte. Dieser Bum-Bum, der sich bürgerlich Ferdinand Fumal nannte, hatte ein Problem. Es gab Menschen, die ihm nicht wohlgesonnen waren und angekündigt hatten, ihn umzubringen. Bum-Bum war in Sorge.