Maigret ist auf der Leinwand präsent – heute sicher nicht mehr so, wie in früheren Tagen, aber manchmal kann man sich schon wundern. An dieser Stelle sollen Ihnen die verschiedenen Maigret-Darsteller näher gebracht werden.
Würde man einen König der Simenon-Verfilmungen krönen, so wäre Jean Richard ein Aspirant: Schließlich hat der Schauspieler an den meisten Verfilmungen mitgewirkt. Allerdings in Serie und soweit es überschaubar ist, nur in einer Rolle – Maigret. Das ist langweilig. Wie schaut es jedoch aus, wenn man die Vielseitigkeit der Darstellungen betrachtet.
Ein wenig morbide ist mein Interesse für Nachrufe schon. Während das Interesse an den Traueranzeigen und Nachrufen in Zeitungen noch beruflich erklärbar ist, ist mein regelmäßiger Blick in die Sterberubrik bei der Wikipedia wohl reine Neugierde. Der Tod von französischen Schauspielern lockt mich immer wieder und ich kontrolliere, ob die Biographie bzw. Filmographie irgendetwas mit Simenon-Bezug hergibt.
Neulich hatte ich mich über Maigrets Verhörmethoden in »Maigrets Nacht an der Kreuzung« ausgelassen. Ich hatte mir den Anfang der Verfilmung mit Bruno Cremer deshalb angeschaut, in der das Verhör milder dargestellt wird. Man bekommt auch mit, dass es ein sehr langes Verhör war. Die rekordverdächtige Länge wird aber nicht erwähnt. Nun habe ich mir den Rest des Films angeschaut.
Nachdem PIDAX nun schon Filme ausgegraben hat, die ich so überhaupt gar nicht auf dem Radar hatte – Gino Cervi in »Maigret und der Würger von Montmartre« – kam es mir in den Sinn, dort mal anzuklopfen und nachzufragen, wie es denn um die Verfilmungen mit Jean Richard ausschaut. Die prompte Antwort lautete: »Das ist noch unsicher. Aber eventuell möglich.«
Was die Schauspieler angeht, so hat doch ein Jeder seine Vorlieben. Da geht es den Maigret-Liebhabern nicht anders als den Fans von Sherlock Holmes. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort genauso kontrovers diskutiert wird, wer denn nun der »Beste« ist. Eine Methode herauszufinden, wer objektiv der »Beste« wäre, hätte die von mir gewählte Methode sein können, die sich an den Bewertungszahlen bei einem Film-Portal orientiert.
Als im April die Nachricht kam, dass PIDAX nicht nur die Rupert-Davis-Maigrets veröffentlichen würde, hatte ich zuerst eine Freudsche Fehlschaltung: Ich dachte, sie brächten die Maigrets mit Jean Richard heraus. Aber schon nach kurzer Zeit realisierte ich, dass es Bruno Cremer war, der den Maigret spielte und damit den Maigret, der als der 90er-Jahre-Maigret bezeichnet werden darf.
Die Maigret-Filme mit Bruno Cremer liefen in den neunziger Jahren auf VOX. Das war zu der Zeit, als man VOX als anspruchsvolle Alternative zu anderen Privat-Sendern etablieren wollte. Das hat, wie man heute weiß, nicht geklappt. Ich habe sie damals nicht gesehen, da mich das Thema »Maigret« zwar in Buch-Form durchaus schon interessierte. Die Filme waren mir aber schnuppe.
Die Presse sah darin eine Wechsel in der Philosophie des Senders, weg vom reinen Infotainment-Kanal (ja, das war damals so ein Schlagwort), hin auch zum Unterhaltungsprogramm. Was ließ die Journalisten so etwas schreiben? Die Ausstrahlung der bis dahin in Deutschland noch nicht gezeigten Folgen von Bruno Cremers Maigret, produziert vom französischen Fernsehen.