Im Print-Katalog von Carlsen ist es erwiesenermaßen korrekt, da ich jedoch den Online-Auftritt des Verlages besucht hatte, war ich sehr irritiert gewesen: Wer übersetzt wohl den Comic »Der Passagier der Polarlys«? Die Frage ließ sich klären – die Übersetzung wird von Christoph Haas vorgenommen. In den vergangenen Tagen wurden Unklarheiten beseitigt, die mit dem Thema zusammenhängen.
Ob man's mir glaubt oder nicht, aber als ich las, dass die Geschichte »Der Passagier der Polarlys« in deutscher Sprache erscheint, musste ich mir in den Arm kneifen, um zu sehen, ob ich wirklich wach war. Schmerz war da, also war ich in der Realität. Nun ist die Geschichte schon mehrmals in deutscher Sprache erschienen. Aber hier geht es nicht um eine normale »Adaption«, sondern einen Comic.
Wer nach dem Lesen der Geschichte verstört ist, reagiert normal – dass war mein Schlusssatz in der Beschreibung zu »Der Schnee war schmutzig«. Die Intensität der Story Simenons bleibt und wer schnell eine hässliche Schilderung von Ereignissen hinter sich bringen möchte, der ist mit der gemalten Version wahrscheinlich besser dran. Hübsche Bilder erwarten Leser:innen nicht.
Wie könnte ich einen Illustrator, einen Dichter und eine Drucktechnik unter einen Hut bringen? Vor allem dann, wenn es auf dem ersten Blick keine Beziehung zwischen den beiden Personen gibt; und der Dichter mit der Drucktechnik auch nicht viel am Hut gehabt haben dürfte. Das Verbindende ist das sechste Kapitel und in diesem der dritte Abschnitt des Gehängten-Romans.
Im Frühjahr letzten Jahres wurden wir mit einem Comic-Band überrascht, in dem das Leben von Simenon thematisiert wurde – die frühen Jahre wohlgemerkt. Dieser entstand in Zusammenarbeit mit John Simenon, so konnte davon ausgegangen werden, dass ein Kenner des Werdegangs des Schriftstellers mit am Werk war. Im Laufe des Jahres erschienen die weiteren beiden Teile.
Nachdem Simenon den Schritt gewagt hatte, seine Werke unter eigenem Namen zu veröffentlichen, brauchte es noch ein paar Romane, bevor er sich von seinem Kriminal-Themen abwendete. In diese Frühphase fällt auch der Krimi »Der Passagier der Polarlys«. In Deutschland erscheint im nächsten Winter mal wieder eine Taschenbuch-Ausgabe des Titels; in Belgien hingegen ein Comic.
John Simenon sprach davon, dass er mit der von ihm unterstützten Comic-Reihe – der erste Band erschien im Februar diesen Jahres – das Leben seines Vaters in Bilder bringen wollte. Eine gute Idee, zumal die Umsetzung auch eine gelungene ist. Als ich das las, ahnte ich nicht, dass im letzten Jahr ein Comic erschienen ist – wohl ohne Unterstützung aus der Familie.
Die bunten Taschenbücher mögen kleine Wälzer sein, bei »ernstzunehmenden« Comics ist der Umfang jedoch nicht das entscheidende. Verwundert war ich nicht, dass der Band mit zweiunddreißig Seiten daher kam. Eher war ich irritiert, dass das titelgebende Boot gar nicht erwähnt wurde. Bis ich auf dem Titel entdeckte, dass ich Band 1 in den Händen hielt.
Vermutlich hat Philippe Sadzot sein kleines Kunstwerk nicht an die große Glocke hängen wollen – bei Facebook war nichts zu finden, bei Instagram ist ein kleiner Eintrag zu finden plus ein weiterer, auf dem das Schätzchen ganz klein zu sehen ist und Google weiß davon so gar nichts. Der Zufall wollte, dass ich in Lüttich war, es entdeckte und mitnehmen musste.
Manch einer mag bei dem Wort »Comic« die Nase rümpfen und ist vielleicht der Meinung, das wäre nichts. Vielleicht mit den Gedanken bei Micky-Maus-Heften und den Lustigen Taschenbüchern mit Donald Duck. Aber die Form des Zeichnens und Geschichten erzählens hat sich schon lange zu einer eigenen Kunstform entwickelt.