Oft sind es die Cover von Büchern, die als Türöffner in die Herzen der Lesenden dienen. Sie erwecken Neugierde und verraten vielleicht ein wenig, was von der Geschichte zu erwarten ist. Ein langweiliger Umschlag sorgt dafür, dass ein Buch unbeachtet im Regal stehen bleibt. Kurt Dröge hat sich mit Maigret-Titelbildern anhand der »Alte Dame«-Geschichte beschäftigt.
Dürfte ein Meisterstück gewesen sein, diese Bertelsmann-Ausgabe von 1960, wenn das Buch unter verlagsplanerischer Sicht betrachtet wird. Auf der letzten Seite des Buches wird die Geschichte beendet. Danach kommt nichts mehr, nur noch Einband. Ein solcher Satz-Zauber ist nicht sehr oft zu finden, aber das sollte nicht der Punkt sein: Das Cover des Maigret-Romans ist interessant.
Es begann mit einem kleinen Twitter-Eintrag, erzeugte ordentlich Grübelei und endete darin, dass ich ein Buch-Cover verfälschte. Aber fangen wir am Anfang an und arbeiten uns zum Ende vor. Auf den Seiten des SRF kann man sich das Hörspiel »Der Minister« (1958) anhören und laden. Auf der Seite habe ich nicht ersehen können, ob es ein finales Datum gibt, deshalb sollte man es nicht auf die lange Bank schieben.
Schon seit einiger Zeit beobachte ich, dass das Interesse an den alten Heyne-Ausgaben zunimmt. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als mir jetzt eine Datenspende angeboten worden ist – ein Liebhaber hatte alle Maigret-Cover der Heyne-Ausgaben gescannt und mir zur Verfügung gestellt. Ich habe sie mittlerweile auch online gestellt.
Kiepenheuer & Witsch: Wer gestaltete die Umschläge der Simenon-Ausgaben des Verlages? Werner Labbé. Der Grafiker prägte das Bild der Simenon-Ausgaben über Jahre. Die Cover waren schwarz, darauf gab es eine Stern-Vignette, in der sich dann eine Zeichnung befand. Davon wurde nur in ganz wenigen Fällen abgewichen: Auf einem Cover tauchte Brigitte Bardot auf und es gab ein paar Hardcover-Bände. Das änderte sich aber.
Gestern bekam ich mit, dass es im Herbst neue Hörbücher geben wird, herausgegeben von DAV. Nun bin ich zwar ein Vertreter der Fraktion »Form folgt Inhalt«, aber eine sekundäre Tugend ist es schon, wenn eine Sache ästhetisch ansprechend gestaltet. So habe ich die Cover, der kommenden Hörbücher auch interessiert betrachtet. Den Schriftzug von »Maigret« fand ich sehr gelungen. Dann sah ich das eine Bild.
Denke ich an den Heyne-Verlag und Maigret, dann ist meine erste Zuckung immer: »Die haben Maigret ja gar nicht verlegt...« Das ist eine Trotz-Reaktion, ich weiß, denn bei meinen Recherchen zu der Simenon-Bibliographie vor fast fünfzehn Jahren, habe ich auch den Heyne-Verlag kontaktiert und zur Antwort bekommen, sie hätten Simenon nie verlegt. Diese einigermaßen belustigende Antwort von damals kann ich heute wieder Lügen strafen.
Meine alten Diogenes-Maigrets haben ganz schön was hinter sich. Sie fuhren mit mir in der alten Kieler Linie 34 zur Arbeit und natürlich auch wieder zurück. Sie lagen in Koffern bei meinen Reisen quer durch Deutschland. Man sieht es ihnen auch an. Schönheiten sind es nicht mehr. Aber sie halten noch und wenn ich etwas nachschlagen will, man mag drüber schmunzeln, dann greife ich schon aus nostalgischen Gründen zu diesen Büchern.