Sicher gibt es Autoren, deren literarischer Nachlass mehr Fallen beinhaltet. Aber so einige Minen hat Simenon den Verlegern von heute, die in einem ganz anderen gesellschaftlichen Klima publizieren als noch vor fünfzig Jahren, auch hinterlassen. Es dürfte interessant sein, wie einige Titel von Erzählungen und Romanen in den nächsten Jahren benannt werden.
Nachdem im März die Redakteure des Bayerischen Rundfunks einen Teil ihrer Schätze aus den Archiven geholt haben und ausstrahlten (bzw. online stellten), haben nun ihre Kollegen vom Südwestfunk nachgezogen. Der Schatzmeister ist übrigens ein Promi, der seit Jahren als Hörspiel-Liebhaber bekannt ist: Bastian Pastewka.
Die Geschichte kommt mir vor wie ein vertrautes Zimmer. Nachdem ich in diesem Frühjahr den Film gesehen habe und deshalb auch das Buch wieder einmal las, ergab sich nun die Möglichkeit die Geschichte auf einem dritten Weg zu erleben: als Hörspiel. In der Produktion für den NDR führte Irene Schuck die Regie. Im Unterschied zu dem Film von Mathieu Amalric bleibt diese Bearbeitung sehr nah an der Vorlage.
Eine Frau und ein Mann nach dem Sex in einem Hotelzimmer. Sie liegt. Er steht vor einem Spiegel und betrachtet sich. Ein beiläufiges Gespräch für ihn, für sie nicht. Der Mann blickt aus dem Fenster und sieht, dass der Ehemann seiner Zimmergenossin auf das Hotel zusteuert und das ist der Moment, wo er in Panik verfällt. Allerdings nicht der Moment, in dem sein Leben aus den Fugen gerät – das geschah Monate früher.
Von einem auf den anderen Tag steigen die Sorgen von Tony ins Unermessliche. So wie auch eine vermeindlich schöne Zeit ganz plötzlich begann. Konnte er ahnen, dass Andrée so leidenschaftlich ist, so vereinnahmend, dass sie vor nichts zurückschreckt? Zumindest Tony hatte das Gefühl, von der Geschichte überrollt worden zu sein, einer Geschichte, in der eine Frau in Liebe die gesamte Umgebung herausfordert und sich nicht scheut, über Leichen zu wandeln.