Die neue Hörbuch-Box »Maigret. Die raffiniertesten Fälle« (DAV) enthält drei Hörspiele, die auf frühe Simenon-Geschichten zurückgehen: »Einbruch auf dem Boulevard Beaumarchais«, »Die Herberge der Ertrunkenen« und »Hotel Nordstern«. Die kleingedruckten Hinweise auf den Beilage-Zetteln geben nähere Auskunft über die Erstausgaben.
Ganz gezielt habe ich das beste Hörspiel der Box an das Ende gesetzt. Nein, das ist gelogen. Das längste Hörspiel einer solchen Kompilation, das war mir klar, wird der Höhepunkt sein. Nein, das flunkere ich schon wieder! Mit Madame Maigret im Mittelpunkt kann nichts schief gehen, als Maigret-Spezialist weiß man das. Die Lügen werden immer frecher ...
In die Kategorie »Raffinierte Fälle« passt dieses Hörspiel so gar nicht, denn es wird kein Verbrechen aufgeklärt. Hier geht es darum, dass der Monsieur Maigret einige Dinge gerade rücken möchte, die Simenon über die Jahre in einem falschen Licht darstellte. Er war im Ruhestand und hatte die Zeit, endlich ein paar Lücken in der Bio zu schließen.
Das war die klassische falsche Fährte, die hier mit dem Titel ausgelegt wurde. »Beaumarchais« im Titel einer Simenon-Erzählung, woran denken die geneigten Leser:innen wohl? Genau, an »Die Affäre vom Boulevard Beaumarchais«. Aber die Affäre zusammen mit einem Einbruch: Das war nicht stimmig und hätte mich skeptisch machen müssen.
Draußen scheint die Sonne, die Schneeglöckchen haben sich schon wieder verabschiedet, zartes Grün ist stellenweise zu erkennen und mutig habe ich die Winterjacke weggepackt. Der beste Zeitpunkt, um ein paar Worte über das aus den 80er-Jahren stammende Weihnachts-Hörspiel zu verlieren und nicht zu übermütig im Freien herumzutollen.
Beim Anhören des dritten Falls der »Raffinierte Fälle«-CD betrachtete ich das Cover der CD genauer. Die Übersetzung, so war dort zu lesen, erfolgte durch Hansjürgen Wille und Barbara Klau. Als Copyright wurde 1975 angeben. Das ist an sich stimmig. Aus der Zeit stammen die Maigret-Sammelbände von Heyne und Kiepenheuer & Witsch.
Erst gibt es die Übersetzung für die Buchausgaben, dann erfolgt eine Bearbeitung – das scheint mir der gängige Weg zu sein. Bei den Maigret-Erzählungen, die der Saarländische Rundfunk 1953 produzierte, war das nicht der Fall – ein bemerkenswertes Vorgehen. In der Reihe entstand eine Bearbeitung der 1938 entstandenen Erzählung »L’Etoile du Nord«.
Das erste Rätsel, was einem bei diesem Hörspiel aus dem Jahr 1953 aufgeben wird, betrifft den Titel: Sowohl in der Ansage wie auch auf der CD ist die Rede von der »Herberge«, während die Hörspieldatenbank der ARD von einem »Hotel« im Titel spricht. Gut möglich, dass der Titel später geändert wurde. Schließlich hört sich Hotel schon gewaltig an.
Am 16. März diesen Jahres gibt es neuen Stoff für Fans von Maigret-Hörspielen. Auch diesmal ist es der Audio Verlag, der die Schätze zusammengetragen hat und veröffentlicht. Die Stücke stammen aus der Zeit zwischen dem Ender der 50er-Jahre bis in die 80er-Jahre. Sie wurden für verschiedene Radio-Sender in Deutschland und Österreich produziert.