So viele lose Fäden – doch an welchem beginnt man zu ziehen? Der Roman »Die Verbrechen meiner Freunde« macht es einem nicht leicht. Angefangen bei der Frage, warum Georges Simenon die Bezeichnung »Freunde« im Titel verwendete, über »Nanesse« bis hin zu dem im Mittelpunkt stehenden Hyacinthe Danse. Hinzu kommt der Abgleich von Realität und Fantasie.
Da hatten sich zwei gefunden, mag man ausrufen, wenn einem die Geschichte zu Ohren kommt. Auf der einen Seite ein Amerikaner, der in Paris gestrandet war und sich mit Gaunereien über Wasser hielt. Auf der Anderen der verzogene Spross einer bürgerlichen Familie aus französischen Seine-Metropole, der den gleichen Weg gewählt hatte. Einer von ihnen sollte das Zusammentreffen nicht überleben.
In dem Moment, in dem Bilder aus der eigenen Vorstellung mit der Realität zusammenkommen, ist oft Enttäuschung angesagt. Was hatte ich mir beim Lesen der Lütticher Romane Simenons unter der Kirche Saint-Pholien vorgestellt? Vermutlich ein unauffälliges, etwas spuckiges Bauwerk. Davor stehend werden viele Besucher wohl enttäuscht sein.
Wer sich in Französisch-Guyana niederlässt, sollte wissen, dass die Temperaturen ganzjährig zwischen 27° und 35° Celsius liegen. Zusammen mit einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent dürfte der gewöhnliche Europäer keine Lust verspüren, dort zu arbeiten. Wer auf Zwangsarbeit hingeschickt wurde, dem blieb keine Wahl – er hatte die koloniale Infrastruktur auszubauen.
Eine meiner größten Schwächen ist, dass ich mich sehr leicht ablenken lasse. Sollte ich mich nicht um die Liberty Bar kümmern? Damit hatte ich angefangen. Dann spazierte ich jedoch durch Lüttich und schrieb darüber. Daraus ergaben sich neue Fragestellungen und plötzlich hing ich über ganz anderen Büchern und statt mediterraner Themen kreuzte ich in belgischen.
Gerade wer sich mit Simenon-Biografien befasst hat oder das autobiografische Werk Simenons gelesen hat, kommt vielleicht auf die Idee, sich seine Lütticher Stationen vor Ort anschauen zu wollen. Das ist kinderleicht, wenn man erst einmal vor Ort ist. Zum einen, weil die Strecke gut ausgezeichnet ist. Zum anderen, weil es in der Innenstadt ist und ganz flach.
Was im Augenblick bei Hoffmann und Campe respektive dem Atlantik-Verlag in Sachen Simenon passiert, stellt ein großes Rätsel dar. Vielleicht nicht verlagsintern, aber in dem, was nach außen kommuniziert wird. Es ist alle sehr geheimnisvoll, fast wie bei einem Apple-Event. Nur, dass man weniger ahnt.
Eines der besten Bücher, die es von Simenon gibt. Wie in vielen Büchern findet man auch in diesem Buch viele Motive aus der Jugend Simenons wieder – in diesem Fall nicht nur thematisch sondern auch örtlich: der Roman spielt in Lüttich und es geht um Mord. Eigentlich ist es auch kein Mord im eigentlichen Sinne, es geht umd die Unterlassungssünden seiner »Freunde«, denn nach einer durchzechten Nacht, findet man K. erhängt in der Kapelle. Vorher war er Teil einer Clique, die sich bis spät in die Nacht die Köpfe heiß redete, die Welt verbessern wollte. Die Ideen fußten aber auf der Kraft der Inspiration, die einem Alkohol und Äther verschafft.