Das mit dem Internet ist unbestritten eine feine Sache. Als ich gestern Morgen aufstand, war ich noch ahnungslos. In meinem Posteingang lag eine Mail, die mich in Kenntnis setzte, dass es »Wanderlust« gibt. Keine 36 Stunden später weiß ich, dass ich für zweiundeinviertel Seiten 4,36 Euro ausgegeben habe. Eine ganze Reihe von Anschaffungen waren lukrativer.
Es gibt da diese Kalenderblätter, die in Zeitungen und Zeitschriften erscheinen; hin und wieder auch im Radio und die Redakteure der Kultur-Magazine schauen auch hin und wieder mal in den Kalender und stellen dann fest: »Huch, XY hat ja demnächst wieder Geburtstag|Todestag« – daraus resultiert dann ein Beitrag und die Leser, Hörer und Seher machen sich dann auf den Weg in die Buchhandlung.
Es ist schon eine kleine Frechheit, wenn man ein Essay, welches seine Liebe zu den Menschen tituliert, mit Hühnern illustriert. Aber es fasst ganz gut zusammen, was Simenon uns mit diesem Essay zu verstehen geben möchte: Als Menschen tun wir uns immer wieder zusammen, wir wollen nicht allein sein und wir sind darauf angewiesen, dass man uns Sympathie bekundet – und er bringt auch Hühner als Beispiel...
Kein Roman, nein, der Titel täuscht! Es ist die Abschrift eines Vortrags, den Simenon gehalten hat und dem es um die Geschichte des Menschen geht. Besser ausgedrückt, die Fragen, warum sich Menschen Geschichten erzählen. Was bringt manchen dazu, sich an den Schreibtisch zu setzen und zu erzählen? Was hält Menschen dazu an, sich an den unmöglichsten Orten niederzulassen und ein Buch aufzuschlagen?
Man kann ja nun sagen was man will, aber wenn man dem glauben darf, was über Simenon überliefert ist, dann war er ein sehr gewiefter Geschäftsmann, der wusste, was sein Werk wert war. Sein Text über Geld aus seinen Tagebüchern illustriert das deutlich.
Wie schon Über Charlie Chaplin ist auch dieser Text ein Ausschnitt aus dem Buch Als ich alt war. Diesen sollten man sich zu Gemüte ziehen, wenn es interessiert, was Simenon liest. Denn sein Geschmack ist wirklich sehr aufschlussreich.
Dieser Beitrag war wohl für ein Buch mit den Überzeugungen unterschiedlichster Persönlichkeiten gedacht, welches Roger Nordmann herausgab. Die deutsche Übersetzung stammte von François Bondy und erschien im »Tintenfass« 1974.
Man kann einfach nicht immer rechtzeitig kommen. Zum Beispiel im Falle von Daniel Frasnay. Das der gute Mann etwas mit Simenon zu tun hatte, war mir schon lange bekannt, aber manches schiebt man immer vor sich hin und denkt sich, das kann man immer noch mal machen. Dagegen sollten zwei Punkte sprechen: zum einen werden Sachen, die selten sind, mit der Zeit noch seltener und in der Regel damit auch noch teurer; zum anderen verliert man sie aus dem Blickfeld und verpasst damit das eine und andere. Im Falle von Frasnay ist dies eine Ausstellung die in diesem Frühjahr in Deutschland stattfand und sich um Frasnay-Fotografien drehte.
Schon mal gehört den Namen? Nein, nicht Simenon! Hanjo Kesting schreibt für die Zeit und ist bekennender Simenon-Liebhaber. Gerade hat er noch einen Simenon-Abend bestritten (in Hannover, Ende November im NDR-Radio ausgestrahlt worden), da tritt er mit einem Simenon-Essay auf den Plan. Der Mann ist kein Unbekannter.