Kleines Gedankenspiel: Sie sind in Paris und Ihr(e) Partner:in zückt plötzlich das Smartphone und will unbedingt ein Bild machen, ein wenig hektisch, und Sie schauen sich in der Umgebung um und sehen nichts als ein paar Menschen und ein paar Autos. Unter denen, die da auf der Straße langlaufen, ist kein einziger Promi. Vielleicht ist es ja das Auto, welches oben zu sehen ist.
Schon ganz am Anfang, und das ist ein paar Jährchen her, machte Verleger Daniel Kampa den Simenon-Liebhaber:innen Appetit. In deutscher Sprache würden Geschichten von Simenon erscheinen, versprach er, die bisher nie übersetzt wurden. G7 kam, auch in die Agentur konnte man hineinschnuppern. Nur die Fans wollten mehr – Zeit, sich auf den Herbst 2024 zu freuen ...
Der Typ, der G7 und seinem Begleiter auf Grand Langoustier entgegenkam, war grobschlächtiger Natur. Wer begrüßt Gäste, selbst wenn sie nicht eingeladen waren, schon mit einem Revolver und versucht, einen Hund auf sie zu hetzen? Andererseits heißt es, da wo gesungen wird, lass dich nieder, böse Leute haben keine Lieder. Bei Monsieur Henry spielte aber Musik. Aber was für welche?
Der Erzähler in dieser Geschichte war nicht auf die Insel gekommen, von Porquerolles ist die Rede, um sich verzaubern zu lassen. Drei Frauen waren in kürzester Zeit verschwunden und seinen Kommissar G7 hatte man kommen lassen, um die Affäre zu klären. Unser Berichterstatter stolperte über den Strand und beobachtete dabei einen Mann, der sich in einer Art Sport übte.
Dieser Schnack, dass schlechte Nachrichten auch gutes Marketing wären, weil eine Person oder eine Sache damit im Gespräch wäre, überzeugt mich nicht. Mit einer gewissen Vorfreude nahm ich die Nachricht auf, dass es für den neuen Maigret-Film mit Depardieu einen Premieren-Termin für Frankreich gibt – im März wird es soweit sein. Andererseits ...
Wieder einmal ein Wort, über das ich nicht hinweg kam. Da radelte ein Mann, den Simenon »Posthalter« nannte, durch die Gegend und beim Hören übersetzte ich das für mich als »Briefträger«. Beim Lesen der Geschichte dachte ich mir jedoch: Warum schrieb Simenon nicht Briefträger, wenn er Briefträger meint. Das wäre doch untypisch und spätestens der Übersetzer hätte das doch gerade gerückt, oder?
Nun habe ich damit angefangen. Da sollte ich so auch weitermachen, oder? Einfach so zwischendurch das Medium wechseln, vom Hörbuch zum Buch, widerstrebt mir. Andererseits liegt das Buch neben mir, ich muss nur zugreifen. Während die CDs mit den Fällen von G7 nicht greifbar sind, da ich sie nicht dabei habe. Es ist so, als würde man einem Süßigkeiten-Junkie Schokolade hinlegen und sagen: »Iss nicht!«
Wenn ein neuer, alter Kommissar die Bühne betritt, der auch ein geistiges Kind des Schriftstellers ist, der einen der bekanntesten Polizei-Detektive geschafft hat, dann darf man ein wenig aufgeregt sein. Ungewöhnlich ist auf alle Fälle schon mal der Name des Kommissars: G7. Ich halte das Buch noch nicht in meinen Händen, aber ich habe das Hörbuch – ungekürzt – schon vorliegen und angefangen zu hören.
Natürlich ist es schön, dass demnächst die Maigrets wieder lieferbar sind. Keine Frage ist es toll, dass lang vermisste Romane wie »Der Schnee war schmutzig« in Neuübersetzungen vorliegen werden. Aber möchte ein Simenon-Leser nicht hin und wieder – ganz so wie bei Raumschiff Enterprise – in unbekannte Galaxien vordringen? Im Herbstprogramm von Kampa gibt es diesbezüglich ein Fixstern: G7.
G7 ist zurück und arbeitet nun als Privatdetektiv. Nach einer Werbe-Kampagne hat er seinen ersten Kunden gefunden, der einen mysteriösen Fall untersuchen lassen will. Der Reeder hatte ein Schiff stilllegen lassen. Das nicht mehr seetüchtige Schiff wurde eines Nachts aus dem Hafen »entführt« und später auf dem Kanal wiedergefunden. Ohne Besatzung, dafür mit Leiche.
Ständig gibt es sie: Diese anonymen Briefe, in denen denen sich dieser oder jener zu einer Tat bekennt oder in denen ein Verbrechen angekündigt wird. G7 wird ein Schreiben zugestellt, in dem verkündet wird, dass in der Nacht vom 19. auf den 20. Juni Iwan Nikolajewitsch Morozow in seinem Haus umgebracht werden wird. Was immer das Interesse bei G7 geweckt hat, es sorgt für ordentlich Trubel.
Porquerolles hat heute etwa 300 Einwohner. Man kann gut davon ausgehen, dass in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht mehr Menschen auf der Insel gelebt haben. Wenn dann innerhalb einer Woche drei Frauen verschwinden – auf einer Insel – und nicht wieder aufgefunden werden, kann man sich gut vorstellen, dass die örtliche Polizei sich Hilfe bei Experten holt. Ein Fall für G7.