Über Maigret und Monsieur Charles ist fast alles gesagt – Lob und Kritik halten sich dabei die Waage. Versucht man, die Geschichte der alkoholkranken
Mme Sabin-Levesque in wenigen Worten zusammen zu fassen, ergibt sich etwa folgendes Szenario: Junges, etwas verträumtes Barmädchen trifft attraktiven Pariser Advokaten, der gerade die florierende Kanzlei seines Vaters übernommen hat.
Was geschieht hier? Der Autor S. erweckt seine Figur M. zum Leben und lässt sie ihr Leben erzählen, wobei M. auch das, was S. erzählt, wiedererzählt und so sich selbst begegnet: Wie auf einer Fotografie erkennt er sich, und erkennt sich doch nicht ganz.
Simenon hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, als er in seiner Jugend Artikel mit antisemitischen Einschlag veröffentlichte. Er distanzierte sich davon recht deutlich, aber nicht von Menschen, die diesen Ansichten treu geblieben waren. Man kann eine gewisse Ironie darin sehen, dass ausgerechnet er in Deutschland einen jüdischen Verleger hatte und sich sein Siegeszug hierzulande deshalb verzögerte.
Man wolle einen Film über Simenon machen, schrieb man vor über vierzig Jahren Hans Altenhein, und es wäre doch schön, wenn er das Interview mit dem Schriftsteller führen könne. Das Interesse war geweckt, und kurze Zeit später saß er in Lausanne. Das aufgenommene Material wurde für einen Film mit dem Namen »Maigret lebt« verwendet, welcher damals von der ARD ausgestrahlt wurde.