In den uns vorliegenden Fall-Akten von Maigret, sie lassen sich auch Romane und Erzählungen nennen, gibt es einige Situationen, in denen der Kommissar fragwürdige Entscheidungen traf. Teilweise führten diese zu fatalen Ergebnissen. Ganz oben dürfte dabei sein Entschluss stehen, einem Mann von Brüssel nach Bremen zu folgen. Und diesem einen falschen Koffer unterzuschieben.
Die in mir schlummernde Neugierde und Pedanterie erwachte, als ich im dritten Absatz von »Maigret und der Gehängte von Saint-Pholien« las, dass Neuschanz im nördlichsten Zipfel Hollands liegen würde. Kann das sein? Gibt es da nicht auch Inseln. Meinereiner musste auf die Karte schauen und prüfen, wie die örtlichen Gegebenheiten einzuschätzen sind und ob Simenon mit dieser Aussage richtig lag.
Vielleicht ist es ein Fehler, ein Mädchen, welches in der Stadt großgeworden ist, in einer bürgerlichen Umgebung, auf das Land zu schicken. Es kennt das Leben dort nicht, und bringt mit seinen städtischen Gewohnheiten allerhand durcheinander. Edmée ist da keine Ausnahme. Nach dem Tod ihres Vaters wird sie zu ihrem Onkel geschickt; als sie dort ankommt - in der tiefsten Provinz, versteht sich erfährt sie, dass ihr Onkel gestorben ist. Sie ist vom Regen in die Traufe geraten. Edmée hegt keinerlei Ambitionen, sich in das Leben einzufügen - Auflehnung ist ihr Lebensmotto.
Da muss erst seine Firma Pleite gehen, damit Kees Popinga entdeckt, dass er eigentlich nicht für das gesellschaftliche Leben von Groningen geschaffen ist. Von da an lebt er sein Leben, verachtet alle gesellschaftlichen Konventionen und macht sich, seine Familie im Unwissenheit lassend, nach Paris auf.
Ein Jahr ließ sich der Arzt Hans Kuperus Zeit, bevor er zur Tat schritt. Er hatte einen Brief bekommen, in dem man ihn in knappen Worten mitteilte, dass seine Frau ihn mit dem stadtbekannten Schutter betrog. Dieses eine Jahr brauchte der Doktor, um sich über seine Schritte klar zu werden. Dann, an einem Februar-Tag, fuhr er nach Amsterdam, kaufte sich eine Waffe; kehrte nach Haus zurück und brachte Frau und Liebhaber um. Die Leichen verschwanden in einem Kanal und Kuperus kehrte nach Hause zurück, als wäre nichts gewesen. Doch dann wird er neugierig...
Der Mann verdiente aufgrund seiner Herkunft und Stellung Unterstützung – aber kaum war Maigret eingetroffen, da hegte der gute Mann, ein Professor, Zweifel, ob ihm der Polizist aus Frankreich wirklich eine Hilfe sein könne. Aber in Holland sitzend, von der örtlichen Polizei gebeten, den Ort nicht zu verlassen, hatte er keine Wahl. Er musste auf den Kommissar aus Paris vertrauen.