Auf unseren Reisen nach Frankreich, wir sind durch die Anfahrt aus dem Norden aufgrund der Entfernung etwas gehandicapt, legen wir gern einen Zwischenstopp ein. Oft in Belgien. Dieses Mal habe ich mich von Georges Simenon und einer seiner Kurzgeschichten inspirieren lassen und wählte Jeumont. Nicht direkt den Ort, denn man hat ja gewisse Ansprüche.
Von Simenon heißt es, dass der aktive Wortschatz in seinen Werken sehr gering ist. Für die Beschreibung von Handlungen mag das gelten, aber er schafft es doch immer wieder Begriffe zu verwenden, die ein Nachschlagen unausweichlich machen. Beispielsweise in der Schilderung der Dame aus Vilnius, die in der Jeumont-Geschichte im 106er-Zug nach Paris saß.
Otto Braun hatte es fast geschafft. Sowohl den deutschen Zoll hatte er überwunden, als auch den belgischen. Dann jedoch kam die französische Passkontrolle und die überlebte der Mann aus Stuttgart nicht. Eine Nadel ins Herz sollte das Leben des 58-Jährigen beenden. Das rief erst einen Neffen Maigrets und in der Folge ihn höchstselbst auf den Plan. Aber warum floh Braun?
Schriftsteller legen ihren Figuren in ihren erfundenen Geschichten Gesagtes in den Mund. Einerseits ist es wichtig, dass das Gesagte zum Kontext passt (oder absichtlich manchmal auch nicht) und zum anderen, dass die Wortwahl zu den Protagonisten passt. Würde ein Hamburger einen anderen morgens mit »Grüß Gott!« grüßen – es wäre schon arg merkwürdig.
Eine Neffenerzählung: Paul Vinchon hat an einem Grenzübergang zu Belgien mit einer Leiche zu tun. Sein Vorgesetzter ist nicht anwesend und er befürchtet, dass ihm die Sache über den Kopf wächst. Deshalb bittet er seinen Onkel um Unterstützung. Die Ausgangsbedingungen sind günstig, denn es konnten nur fünf Mitreisende aus Brauns Abteil gewesen sein.