Für mich werden Nachworte nicht geschrieben. In »normalen« Büchern lese ich sie überhaupt nicht, bei den Simenons nur dann, wenn ich gerade noch die Muße habe. Eigentlich bin ich mit der Geschichte fertig, wenn Simenon unter seine Story die Orts-Datums-Zeile gesetzt hat. Das könnte, wie ich bei »Pietr-der-Lette« feststellte, ein Fehler sein. Da habe ich glatt ein paar Anmerkungen.
Ein großes Geheimnis in den Vorschauen von der Verlage sind die Anthologie-Bände. Manchmal ist der oder die Herausgeber:in ein Mysterium, meistens ist der Inhalt, der da kommt, geheimnisvoll, und in der perfekten Symbiose tritt wohl beides ein. Das gelingt Kampa mit seinen Lesebüchern immer wieder, und das Sommerloch-Lesebuch, ein genialer Titel, ist keine Ausnahme.
Da kommt man sich einigermaßen dumm vor, wenn man in einer Rubrik das Wort »Garant« verwendet und sich herausstellt: Pustekuchen! Indizien tauchten schon im Frühjahr auf, als die ersten Titel gar nicht oder später erschienen. So etwas passiert und kann die verschiedensten Gründe haben. Aber im Oktober gab es nicht nur keinen Non-Maigret – es gab nichts.
Schon ganz am Anfang, und das ist ein paar Jährchen her, machte Verleger Daniel Kampa den Simenon-Liebhaber:innen Appetit. In deutscher Sprache würden Geschichten von Simenon erscheinen, versprach er, die bisher nie übersetzt wurden. G7 kam, auch in die Agentur konnte man hineinschnuppern. Nur die Fans wollten mehr – Zeit, sich auf den Herbst 2024 zu freuen ...
»Moment, wo bin ich denn gerade?« Das kam mir bei dieser kleinen Affäre in den Sinn und unweigerlich auch die Frage, ob ich falsch liege, Simenon oder der Übersetzer. Aufgrund einer angeborenen Macke habe ich sehr ungern Unrecht, was aber nicht bedeutet, dass, wenn ich mich bestätigt sehe, ich unbedingt die Hände wie bei einem Sieg hochreiße. Diesmal geht es um Flüsse.
Vor nicht allzu langer Zeit wurden hierzulande Verkehrsschilder geändert. Von dem Hinweiszeichen für Bahnübergänge verschwand die dampfende Lok, da diese heute im »Schienenbild« nur marginal vertreten sind. Richtig so, aber wie schaut es auf Buch-Covern von Maigrets aus? Auf der Red Eye-Ausgabe des Bergerac-Romans wurde Maigret mit einer Elektro-Lok abgebildet.
Die Preisfrage: Womit werden Simenon-Liebhaber im nächsten Frühjahr überrascht? Steht doch das Ende der Maigret-Reihe bevor, da könnte das eine oder andere Schmankerl jenseits der Maigret-Welt folgen. Das mag die Hoffnung der Leserinnnen und Leser gewesen sein. Diese Erwartungshaltung muss enttäuscht werden. Ein Blick auf das, was da kommt ...
Franzosen könnten aus einem Telefonbuch vorlesen, meinte meine bessere Hälfte bei verschiedenen Gelegenheiten, es würde trotzdem sexy klingen. Lässt man das wenig poetische »Merde« außen vor, so hört sich jedes französische Wort toll an. Ein »Non« klingt nicht so hart wie ein deutsches »Nein« und ein »Oui« besser als das Pendant bei uns, bei dem man auch ein »jawohl« davor setzen könnte.
Was fehlt, ist eine packende Serie mit Maigret, die auch jüngere Zuschauer fesselt und Begeisterung erzeugt. Eine Mischung aus Spannung und Humor. Ein wenig wie zu Rupert Davies-Zeiten. Dann würde das mit dem Kommissar-Merchandising auch viel besser funktionieren! Und es gäbe Enthusiasten, die sich mit den kulinarischen Aspekten der Geschichten befassen würden.
Nicht, dass nicht genügend Stoff auf Halde liegt, über den ich noch zu schreiben habe. Hin und wieder stolpere ich über Angebote, die ich einfach interessant finde und wenn es das Budget nicht strapaziert, dann wird der Kaufen-Knopf gedrückt. So auch bei dem Angebot einer Reihe von Heften aus der Edition »le saint – DÉTECTIVE MAGAZINE«. Das hörte sich nach einer Gelegenheit an!
Das Bemerkenswerte am diesjährigen Herbstprogramm besteht aus dem, was nicht angekündigt wird. Zumindest, wer die Programmvorschau aus Zürich betrachtet. Zum Thema Simenon ist da eine Neuaufbereitung von Weihnachtsgeschichten zu finden und die Möglichkeit, mit – wahlweise – Simenon, Maigret oder Madame Maigret zu kochen. Aus Hamburg gibt es dagegen Kontinuität zu vermelden.
Im Sommer lief in Frankreich die Verfilmung von »Die grünen Fensterläden« an – mit Gerard Depardieu, wie es sich für eine Simenon-Verfilmung im Augenblick gehört. Ein Starttermin steht bisher nicht fest, aber das hindert Kampa nicht daran, den Roman in einer Neuübersetzung im Mai 2023 an den Start zu schicken. Damit ist das Fähnchen gehisst – egal, ob und wann der Depardieu-Film in deutsche Kinos kommen wird.