Das frisch ausgelesene Kapitel ist zwölf Seiten lang. Gefühlt ist das die Durchschnittslänge eines Kapitels in diesem Buch. Dieses Kapitel hat es in jeder Hinsicht in sich: Das nichts normal ist, da Krieg ist und es sich um Simenon handelt, wurde schon in den letzten Kapiteln klar. Aber zu all den Wirren auf die der Schriftsteller keinen Einfluss hatte, kommen nun noch die, die er allein sich selbst zuzuschreiben hat.
Die Top 3 der unangenehmsten Gespräche, die ich führen musste: Auf Platz 3 ein Gespräch mit einem Kunden, der eine Entscheidung mir auferlegte, wohl wissend, dass es seine Entscheidung war und ich, zu allem Überfluss, nur eine Urlaubsvertretung war. Der zweite Platz gehört einer Konfrontation bei dem gleichen Kunden, bei der ich nur Zuhörer war (damit geht der Gruppensieg nach Heide). Platz 1 gehört dem Wehrkreiskommando Potsdam.
Was kann es für ein größeres Glück geben, als in Frieden zu leben? Es ist interessant, dass Simenon in seinen Tagebuch-Aufzeichnungen, die unter dem Titel »Als ich alt war« erschienen, schrieb, dass er mit der Epoche, in der er lebte, recht zufrieden wäre. Das war immerhin eine Zeit, in der es zwei große Kriege gab, in der Millionen von Menschen umkamen und die Simenon bewusst und hautnah miterlebt hatte.
Mit dem ersten Kind kommt die große Aufregung. Nicht alles geht glatt. Simenon berichtet, dass Tigy nicht genug Milch hatte und nach ein paar Tagen »ausgetrocknet« war. Es fand sich eine Lösung und der Sohn sollte nicht darunter leiden. Der junge Vater war fürchterlich besorgt um sein Kind und geht sogar die aus Lüttich angereiste Großmutter an, sie solle ja vorsichtig mit dem Jungen sein. Gemeint ist dabei seine Schwiegermutter.
Eine kleine Kriegsgeschichte: was passiert, wenn eine Partisanengruppe nicht in der Lage ist, weitere Mitglieder aufzunehmen, da es an dem Nötigsten fehlt. Ein Aspirant lässt es nicht auf sich beruhen.
Blaise Huet notierte, was die Tage nach dem Tod seines Onkels passierte. Für ihn, der von der Familie nicht geachtet wurde, schien sich mit dem Selbstmord von Antoine Huet einiges zu bessern. Vielleicht kam mit dem ererbten Geld die gesellschaftliche Achtung? Denn sein Leben wurde weder von seiner Mutter noch von seinem Bruder akzeptier. In der Kunstschule, in der er arbeitete, wurde über ihn gelacht und darüber gelästert, dass er diese Tätigkeit nur bekommen hatte, weil sein Onkel sich für ihn an entsprechend einflussreichen Stellen eingesetzt hatte.
Eine Gruppe von Fischern um Omer Peterman kommt nach dem Überfall der Deutschen auf Belgien in La Rochelle an. Sie werden von den Franzosen festgesetzt und müssen sich mit den örtlichen Gegebenheiten arrangieren. Peterman macht sich daran, die Erlaubnis zu erlangen, dass sie wieder Fischen dürfen. Ohne die Sprache zu beherrschen und die Kultur zu kennen, ein schwieriges Unterfangen. Aber Peterman hat einen großen Willen.
Wird der Mensch durch Krieg verändert? Werden schlechte Menschen noch schlechter und gute können sich durch edle Taten behaupten? Fast hat man den Eindruck, wenn man dieses Buch liest, in dessen Mittelpunkt Frank Friedmaier steht, der das Böse in Person zu sein scheint. Aber Simenon beweist, dass jedes Böse einen doppelten Boden hat und ist dabei nicht gewillt, den Leser dieses Romans zu schonen.
Am 10. Mai 1940 überschritt die deutsche Wehrmacht die Grenzen zu Holland, Belgien und Luxemburg. Im Frankreich machte sich eine gewisse Unruhe dabei. Der Rundfunkmechaniker Marcel Féron verfolgt die Verlautbarungen genauestens. Die Familie entschließt sich zur Flucht nach Süd-Frankreich. Die Frauen mit Kindern werden in Personenwagen untergebracht, die Männer in Güterwaggons. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis Féron von seiner Frau getrennt wird. Im Zug lernt er Anna kennen, mit der er fortan gemeinsam auf der Flucht ist.
Simenon machte um den Krieg einen großen Bogen, schließlich hatte er im ersten Weltkrieg den Einmarsch der Deutschen erlebt. Er kümmerte sich um belgische Flüchtlinge und machte Geschäfte mit deutschen Filmfirmen. Das mochte Geld bringen, aber auch Ungemach...