Sein Freund und Arzt Pardon hatte ein Machtwort gesprochen: In diesem Jahr wäre ein Urlaub fällig und es gäbe keine Ausreden, es nicht zu tun. Der Körper würde seinen Tribut fordern und der Kommissar würde schließlich nicht jünger. Somit war klar: Im August würde Maigret nicht arbeiten. Er verpasste es aber trotzdem, sich rechtzeitig um den Urlaub zu kümmern. So wurde etwas Spezielles draus.
Was ich wirklich faszinierend finde, wie schnell man manchmal Beziehungen zwischen dem eigenen Erlebten und Simenons Leben und Werk herstellen kann. Letztes Wochenende hatte ich das zweifelhafte Vergnügen die Auslegware unseres Wohnzimmers zu reinigen, das Wochenende davor war aber wirklich schön: Da waren wir in Berlin und erlebten das erste Deutschland-Konzert von Burt Bacharach.
Ein Mann sitzt mit seinem Sohn in der Kirche. Seine Gedanken sind bei Gott und der Welt, allerdings nicht auf den heimischen Herd gerichtet, von dem sich seine Frau gerade verabschiedet, um mit einer heruntergekommenen Gestalt zu verschwinden; einer Frau, die dem bürgerlichen Leben Lebewohl sagt. Als dieser Mann nach Hause kommt, darf er sich ordentlich wundern - er hatte keinerlei Anzeichen dafür entdeckt, dass seine große Liebe einfach so eines Tages sang- und klanglos verschwinden würde und ihn mit zwei Kleinkindern zurücklassen würde. Der Mann macht sich auf die Suche. (Einer der wenigen Fälle, in denen die Frau verschwindet - normalerweise ist es bei Simenon andersherum.)
Seine Ferien hat sich der Kommissar schöner vorgestellt. Aber Maigret hat – auch wenn es hart klingt – noch Glück. Denn nicht er liegt im Krankenhaus, sondern seine Frau. Es ist langweilig, jedoch wird für Abwechslung bald gesorgt werden. Nach einem seiner täglichen Besuche bei Madame Maigret findet der Kommissar i.F. einen Zettel in seiner Tasche, in der er auf ein junges Mädchen hingewiesen wird, mit dem er unbedingt reden solle. Maigret gibt nicht viel auf solche Zettel. Doch am nächsten Tag war das Mädchen tot.