Nach der Corona-Epidemie war in den Medien zu lesen, dass eine statistische Kennzahl einen Knick bekommen hat: die Lebenserwartung. Persönlich nehme ich das nicht mit Freude zur Kenntnis und bin nur froh, dass ich Teil des Knicks geworden ist. Einen wesentlich bedeutsameren Einbruch dieser Kennziffer haben die beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert verursacht.
Das war noch Zeiten, als gefühlt jeder Deutsche in einer Buch-Gemeinschaft war und mit Literatur versorgt wurde, entweder durch Abholung oder durch Zusendung. Wer will, kann auch heute noch Mitglied in einem Buchklub sein. An jeder Ecke werden die Lesenden aber nicht gelockt. Sie gehören einfach zu den Dingen, die verschwanden – wie Telefone mit Wählscheibe.
Der Umgang mit Fremdsprachen ist wohl mit das Komplizierteste, was man darstellen kann. Ein plastisches Beispiel: Auf dem Raumschiff »Enterprise« sprechen in der Synchronisierung alle Deutsch. Mit Ausnahme der Klingonen. Aber alle anderen Spezies sprechen ohne irgendwelche Akzente unsere Sprache. Angenehm für uns, aber irgendwie unwahrscheinlich. Vor dem gleichen Problem stand auch Simenon.
Ein Absatz, der aus einem Satz besteht, widmet Simenon in diesem Kapitel einem seiner intensivsten Romane: »Drei Zimmer in Manhattan«. Es wäre sein erster Roman über Leidenschaft gewesen und er habe ihn in Sainte-Marguerite geschrieben, mehr lässt er nicht verlauten. Eine Anekdote erzählt er über »Maigret in New York«. Denyse sagte, dass Simenon ihn geschrieben habe und Whisky wäre mit von der Partie gewesen.
Das war Kapitel 23 und Simenon ist immer noch hauptsächlich mit Denyse beschäftigt. Er hatte sie als Sekretärin eingestellt und da er die meiste Zeit zu Hause arbeitet, wird von ihr natürlich auch erwartet, dass sie in seiner Nähe arbeitet. Vorerst hatte sich Simenon noch nicht getraut, Tigy die Tragweite seiner Entscheidung mitzuteilen. Vorerst war Denyse für sie einfach nur eine Sekretärin und nicht mehr.
Ein Maigret-Ruhestands-Roman und wenn man Ruhestand sagt, dann meint man normalerweise auch Ruhe. Der Kommissar a.D. war aber weit davon entfernt, sich zum alten Eisen zu zählen und nahm einen Auftrag an, der ihn in die amerikanische Metropole führte. Dort ging es nicht so behäbig zu wie in der französischen Hauptstadt, sondern er versank in einer rauen, gewalttätigen Gangsterwelt. Ein Spaziergang war dieser Auftritt des Franzosen in New York nicht.