Erste Voraussetzung, um mit diesem Zug fahren zu dürfen: Geld. Zweite Voraussetzung: Man musste auf der Strecke Paris – Brüssel – Amsterdam unterwegs sein. Wenn diese Bedingungen erfüllt waren, dann war der Étoile du Nord zwischen den 1920er- und 1930er-Jahren eine sehr gute Option für eine Reise. Diese Geschichte beginnt jedoch mit einem Missverständnis.
Für mich werden Nachworte nicht geschrieben. In »normalen« Büchern lese ich sie überhaupt nicht, bei den Simenons nur dann, wenn ich gerade noch die Muße habe. Eigentlich bin ich mit der Geschichte fertig, wenn Simenon unter seine Story die Orts-Datums-Zeile gesetzt hat. Das könnte, wie ich bei »Pietr-der-Lette« feststellte, ein Fehler sein. Da habe ich glatt ein paar Anmerkungen.
Könnte sein, dass der Eindruck entsteht, dass ich ein nörgeliger Typ bin, der nur auf der Suche nach Fehlern ist. Das entspricht nicht meiner Selbstwahrnehmung, was aber nichts zu sagen hat. Sei’s drum – ich glaube, dass ich ehrlich irritiert bin, wenn in der Geschichte was komisch ist. Geht mir bei Filmen und Serien auch so – aber darüber schreibe ich jedoch nicht. Nun zu Pietr ...
Mit Simenon im Hinterkopf in die Normandie: Möchte man die Erfahrung machen, Spuren aus den Geschichten in der Realität zu suchen, wird man des Öfteren enttäuscht, kann aber auch Überraschungen erleben. Einen Versuch war es wert. Hier ein aufgefrischter, erweiterter Bericht, der in seiner ersten Fassung im Simenon-Jahrbuch 2004 erschienen ist und auf der Seite verbuddelt wurde.
Von Frankreich nach England – ist das nicht die Verbindung von Calais nach Dover? Denkt man sich so, gerade als Spätgeborener. Aber korrekt ist das nicht. Früher ging es auch von Dieppe aus nach England und von Boulogne-sur-Mer. Gerade der zuletzt genannte Ort war über eine lange Zeit eine sehr beliebter Abfahrtsort in Richtung Insel und fand deshalb auch Erwähnung in einem Maigret.
Unzählige Male las ich das erste Kapitel von Maigrets Pietr-der-Lette und nie habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was uns Simenon über die Interpol erzählte. Das passierte erst heute und ich hatte gleich eine Reihe von Fragezeichen im Gesicht. Denn der Schriftsteller vermischte offenbar Tatsachen mit Fiktion auf kreative Weise. Und da sind wir noch gar nicht beim Organigramm.
In der beliebten Reihe »Schau an, so etwas gab es auch mal« wird diesmal eine Gerätschaft vorgestellt, deren Nutzen spätestens seit dem späten 18. Jahrhundert infrage gestellt werden musste – sich aber bis in das 20. Jahrhundert behauptete. Wer heute auf den Trichter käme, mit diesem Accessoire – der Lorgnette – in der Öffentlichkeit aufzutauchen, dürfte modisches Aufsehen erregen wollen.
Ein Hotel an einem Bahnhof zu eröffnen, es sei denn, es handelt sich um einen kleinen Weiler, war immer eine gute Idee. Mit der Namensgebung mussten sich die Hoteliers nicht anstrengen. Viele nannten ihre Etablissements »Hotel zur Eisenbahn« oder in Frankreich »Hôtel du Chemin de Fer« – in zahlreichen Variationen. Die Gäste wussten intuitiv, wo sie ihre Bleibe zu suchen hatten.
Wie der Zufall es will, habe ich am Wochenende erst festgelegt, dass der Vorname von Torrence wohl »Joseph« sein muss. Nicht, dass er mir in den Maigret-Romanen bisher (bewusst) untergekommen wäre, aber in die Agence O-Geschichten wird der Name genannt. Dann kommt Rupert Davies als Maigret und spricht pathetisch über »Hector«.
Der Roman ist Kult. Zumindest für Simenon- oder präzisiert, Maigret-Fans. Der erste Roman aus der Maigret-Reihe und wahrscheinlich auch der, der den Ruhm von Georges Simenon begründete. Eigentlich will Maigret nur einen Mann observieren. Der entwischt ihm jedoch schon bei dessen Ankunft in Paris. Statt einer Beobachtung hat es der Kommissar plötzlich mit einem Mord zu tun.