Die Mittelmeerküste Frankreichs hat seine Reize. Doktor Mahé hatte gehört, dass es auf Porquerolles schön sein sollte. Das hatte ihm ein Freund erzählt. Er stornierte das gewohnte Urlaubsdomizil und verbrachte die Familie auf die Insel. Die Frau war sprachlos; die Mutter schaute fassungslos zu, ohne es groß zu kommentieren – was soll man von einem Mann erwarten, dessen Vater sturzbetrunken versucht hatte, ein Pferd zu heben und dabei umkam? Nicht nur der Familienvater war enttäuscht von diesem Urlaub und trotzdem kehrten sie im darauffolgenden Jahr zurück. Was war passiert?
Die Mitarbeiter wähnten Maigret im Urlaub, vielleicht am Meer, vielleicht im Elsass. Sie ahnten nicht, dass ihr Chef voller Vergnügen beobachtet, wie sie sich mit einem Kriminalfall abmühten. Er saß gemütlich in Bistros und erlaubte sich den Spass, seinen Mitarbeitern anonym Hinweise zukommen zu lassen. Mit den wenigen Informationen, die Maigret aus der Presse bekam, kann der Kommissar i.F. (in Ferien) Janvier & Co. weiterhelfen.
Wer sich in Französisch-Guyana niederlässt, sollte wissen, dass die Temperaturen ganzjährig zwischen 27° und 35° Celsius liegen. Zusammen mit einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent dürfte der gewöhnliche Europäer keine Lust verspüren, dort zu arbeiten. Wer auf Zwangsarbeit hingeschickt wurde, dem blieb keine Wahl – er hatte die koloniale Infrastruktur auszubauen.
Erinnerungen sind trügerisch. Manchmal, wenn ich an einer Baustelle vorbeifahre, bei der die Straße asphaltiert wird, denke ich: »Das riecht aber gut.«, was es für mich auch tut, weil ich mit dem Straßenbelag Teer verbinde, so wie früher. Aber wir asphaltieren heute und die Konsistenz mag ähnlich sein, die dahinterstehenden Stoffe sind unterschiedlicher Natur.
Porquerolles hatte eine merkwürdige Wirkung auf manche Menschen. Einer, der wusste wovon er sprach, war ein ehemaliger Zahnarzt. Der im Roman namenlos bleibende Mediziner hatte ein Wort für das Symptom erfunden: »Porquerollitis«. Er litt unter dieser »Krankheit« und hatte nach seinem ersten Aufenthalt nur noch einmal die Insel verlassen: um seine Praxis aufzulösen.
Der Kommissar hatte seinen Wagen durch den Wagenschlag verlassen und trat in die Gasse, in der auf Louis Thouret treffen sollte. Der lag tot mit einem Messer an dem kalten Ort, mit einem Messer im Rücken. Sein Gesichtsausdruck drückte ein gewisses Erstaunen darüber auf, dass ihn dieses Schicksal ereilt hatte. Damit war er nicht allein.
Es gab Beschwerden, dass der Mann als Bürgermeister Geld der Gemeinde unterschlug. Als er abgesetzt wird, trat der Gemeinderat aus Solidarität zurück. Seine Geliebte verschwand und man beobachtete den Mann dabei, wie er etwas in sein Auto lud, was wie ein Torso aussah. Aber er kommt auch damit davon, weil man die Frau für eine Ausreißerin hält und nicht weiter ermittelt.
Gestern gab es ein neues Hörspiel auf dem NDR zu hören. Es ist jedoch online nicht verfügbar, weshalb ich vom vierten gleich zum sechsten Streich springe, welcher schon verfügbar ist. Nach den Feiertagen gehe ich mal der Frage nach, warum »Der Buchhändler von Archangelsk« nicht online zur Verfügung steht. Aber nun zu »Die Glocken von Bicêtre«, einer der Romane Simenons, an dem ich wirklich hänge.
Zeugin winkt Zeugen herbei, weil am Boden eine Leiche liegt. Zeuge holt Polizei und muss bei der Rückkehr feststellen, dass die Leiche nicht mehr dieselbe ist. Die Zeugin hat von einem Wechsel nichts bemerkt. Die Leiche wird abtransportiert. Die Leiche des Ermordeten verschwindet aus dem Krankenhaus, bevor der Kommissar sie untersuchen kann. Mit diesem verrückten Fall muss sich der Kommissar G7 befassen.
In den ungemütlichen, dunklen Herbst- und Winter-Monaten bekommen wir hin und wieder Besuch. Zwei, drei Rehe kommen dann vorbei, machen es sich im hinteren Teil des Gartens bequem, knuspern an heruntergefallenem Obst und Tannenzweigen, bevor sie weiterziehen. Keine Ahnung warum das Reh im Juni plötzlich bei uns im Garten stand und am vertrockneten Rasen knabberte, wo es nebenan eine saftige Weide gibt.
Die Katze heischt um Aufmerksamkeit, möchte den Kopf gekrault bekommen. Bei den lustigen Geräuschen, die sie dabei von sich gibt, eine Mischung aus Gurren und Rufen, fällt es ihr leicht, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Weiter weg liegt der Kater, erschlagen vom Nichtstun und ich genieße, katergleich, den Nachmittag auf der Terrasse unter blauem Himmel und denke mir, ein Waldgrundstück hätten wir damals auch haben können.
Der Titel sagt eigentlich schon alles: Simenon legt sich auf die Couch und ein paar Ärzte hören genau zu, was der Schriftsteller zu erzählen hat. Wer das liest, muss schon sehr am Leben und an dem Werk Simenons interessiert sein.