Immer wieder stellt sich die quälende Frage: »Wie bringe ich den Kerl um?« Das richtige Gift sollte ein ambitionierter Mörder schon gewählt haben. Liest man klassische Kriminalromane, wird der Anfänger geradezu mit der Nase in Arsen gestupst. Es könnte auf die Idee kommen, es wäre eine Empfehlung. Hier ist einmal notiert, warum dieses Element keine gute Idee ist.
Der Mord selbst blieb ungesühnt. Über Jahre wurde spekuliert, wer den bekannten Schauspieler und Regisseur William Desmond Taylor umgebracht haben könnte. Es gab einige Verdächtige, aber keinem konnte der Mord nachgewiesen werden. Ein Rätsel, mag mancher meinen. Aber ein Geheimnis war lange Zeit nicht nur der Tod des Mannes ...
Heute ist es natürlich ganz anders: Wird ein Arzt zu einem Verstorbenen gerufen und von einem Ermittler gefragt, was denn die Todesursache ist, dann äußert dieser sich ganz vorsichtig. Zumindest ist das im Fernsehen so. Die Kollegen in den etwa älteren Büchern agieren offener und geben recht schnell preis, was sie für die Todesursache halten. So auch der Doktor, der zu Kapitän Joris gerufen wurde.
Mein Problem kann eines sein, dass sich auf die deutsche Übersetzung von »Maigret in Kur« beschränkt. Das mag durchaus sein. Ich kann es nicht prüfen, da ich den Titel in französischer Sprache nicht vorliegen habe. Wenn das Problem im Original nicht auftaucht, denn werden die Neuübersetzungen hier vielleicht Abhilfe schaffen. Sollte das so schon im Original stehen, so wäre es eine Schlampigkeit von Simenon.
Einmal mehr wird der literarische Beweis geführt, dass sich Verbrechen nicht lohnen. Madame Dudon beobachtet, wie Madame Cassieux ihren Gatten umbringt. Zielstrebig versucht Marie Dudon einen eigenen Vorteil daraus erzielen.
Eine hohe Miete für ein Objekt mag sich auf den ersten Blick als Glücksfall erweisen. Aspekte, die ein solches Glück torpedieren können, gibt es allerdings viele: Eine Leiche in einem Wandschrank kann auch einen Vermieter zu einem Problem werden.
Es gab Akten, die wollte Leborgne nicht zeigen, weil sie langweilige waren. Aber diese Akte, das bemerken Erzähler und Leser sofort, wollte er aus anderen Gründen nicht herzeigen. Warum nur?
Schön sind immer Ankündigungen wie »Dr. Luigi Ceccioni wird in seinem Hause in der Nacht vom 8. zum 9. ermordet werden.«. Keine Frage, solche Ankündigungen regen den Betroffenen auf und die Polizei an. Sie hat ihre fähigsten Leute aktiviert und das Haus mit mehreren Polizisten umstellt.
Etwas Scheußlicheres als eine Gift-Affäre gibt es nicht, sagt Leborgne und sieht es ungern, wenn der Ich-Erzähler die Akte in die Hand nimmt, die keinen Namen, sondern nur eine Nummer trägt.
Ein Mann wird in seiner Wohnung erschossen aufgefunden. Dieser Mann – Oscar Lefrançois – ist in Finanzkreisen tätig und weiß zu leben. Unter den Verdächtigen ist seine Freundin, die versuchte, ihn in festere Bahnen zu pressen. Das ließ er aber nicht ohne weiteres mit sich machen.
Wie hätte sich Maigret als Kommissar in so einer Situation verhalten? Ein Mord ist geschehen und der einzige Tatverdächtige ist von dem Verdacht befreit worden. Da kommt der vage Hinweis, dass es sich bei dem Mörder um einen Deutschen handeln könnte. Die Ermittler stürzen sich auf diesen dargebotenen Honigtopf. Aber nicht nur sie: Vor dem Haus der Verdächtigen versammelt sich Tag für Tag eine Gruppe von Leuten, die mit jedem Tag größer, lauter und hitziger wird.