Die Scheidung von Tigy war erst vor kurzer Zeit rechtsgültig geworden. Simenons finanzieller Spielraum war durch die mit seiner Ex-Frau geschlossenen Vereinbarungen eingeengt. Er selbst schreibt, dass er zu dem Zeitpunkt beinahe mittellos gewesen sei. Bevor die Leser:innen sich zu viele Sorgen machen: Hätte er gejammert, was er nicht tat, wäre das Jammern auf sehr hohem Niveau gewesen.
Die Simenons hatten sich auf den Weg nach Lakeville gemacht. Sie vertrauten darauf, dass sich etwas finden würde. Ein Makler war beauftragt, ein passendes Anwesen zu finden, während sie zur Miete wohnten. Noch waren die drei mit leichtem Gepäck unterwegs, aber Tigy als Ex-Frau war schon informiert worden, dass ihre neue Heimat die nordwestlichen Ecke von Connecticut wäre.
Autobiographische Themen greift Simenon immer wieder einmal auf: in diesem Roman agiert ein Teil seiner Persönlichkeit als Jean Cholet, einem jungen Journalisten einer in Nantes erscheinenden Zeitung. Der Leser bekommt nicht gerade einen sympathischen Burschen serviert. Jean Cholet scheut sich nicht Kollegen und Leser zu bestehlen, seinen Arbeitgeber zu betrügen, nur in seiner Stammbar »Zum Roten Esel« groß auftrumpfen zu können. Als Leser sieht man dem Absturz des jungen Mannes zu, fragt sich, ob er vor dem Aufprall noch einmal die Augen aufmacht, um zu realisieren, was passiert, und um einen Fallschirm zu öffnen.
Man hackte schon seit einigen Tagen auf ihm herum. Zu allem Unglück schwand immer mehr das Geld und zum Schluss hatten die Malous die Gerichtsvollzieher in ihrem Haus. Alles verpfändet, keine Perspektive mehr. Vater Malou macht sich auf den Weg, Geld zu besorgen und als er keines bekommt, bringt er sich um. Mitten in der Stadt, vor vielen Leuten.
Zurück bleibt eine Familie, der die zentrale Figur fehlt. Ohne den Vater bricht alles zusammen und der im Mittelpunkt stehende jüngste Sohne Alain Malou muss sehen, wie er zurecht kommt.
Madame Pontreau mochte ihren Schwiegersohn überhaupt nicht. Die erste Gelegenheit, die sich ergab, nutzte sie, um ihrer Tochter den Mann zu stehlen – sie brachte ihn einfach um. Ein Teil ihrer großen Geldsorgen war damit verschwunden. Die Gelegenheit den Schwiegervater ihrer Tochter ordentlich zu verärgern, nahm sie im Vorbeigehen mit.
Die Frau kümmerte sich nicht um die Meinung der anderen und erst das regelmäßige Auftauchen ihrer ehemaligen Zugehfrau Naquet brachte sie zum Grübeln. Aber es kam von anderer Seite wesentlich dicker ...
Stellen Sie sich vor, sie heiraten. Man ist fröhlich, schreitet voller Zuversicht in einen neuen Lebensabschnitt. Nicht so Gérard Auvinet – man hat das Gefühl er hadert mit seinem Schicksal. Natürlich, er wollte Linette heiraten. Aber er ist schon ziemlich trübsinnig.
Vielleicht liegt es ja daran, dass er dabei ist ein Leben zu starten, welches auf Lügen und Schulden fußt? Er bricht von Poitiers nach Paris auf, um dort in einem Büro des berühmten Schriftstellers Jean Sabin zu arbeiten.
Marcel Viau weiß weder ein noch aus. Vor kurzem hatte er einen Mann überfallen und ihn ausgeraubt. Nun ist er auf der Flucht, nicht wissend, ob man ihm verfolgt; nicht wissend, ob es die Polizei überhaupt für nötig erachtet, ihn zu verfolgen – ihn ein so kleines Licht. Unterwegs gabelt er Sylvie, eine Nachtclubdame auf, die er mit nach Chantournais bringt, der vorerst letzten Station seiner Reise.
Gerade untergekommen im Hotel, fragt er sich, wie er die Unterkunft und das Essen bezahlen soll. In so einer dummen Situation beginnt er mit dem Kartenspielen und verliert fatalerweise. Eine Sackgasse.
Ein Haus mit sieben Mädchen - das hat schon was, mochte sich Simenon gedacht werden. Heraus kam eine Geschichte, die den leichteren Gefilden zuzuordnen ist und von der Dramatik überhaupt nicht in das Gesamtwerk Simenons passt. Erstaunlich wie viel Humor ein Simenon-Roman haben kann.