Da gibt es doch nichts zu sagen: Irgendwann erfand Simenon Maigret und dann entwickelte sich der Kosmos. Neue Figuren kamen von Zeit zu Zeit dazu und bevölkerten die Welt um den Kommissar, und damit die der Leserinnen und Leser. Pustekuchen! So leicht ist es dann doch nicht, und irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass Simenon diese Welt behutsam und vorsichtig entwickelte.
Torrence wurde zu früher Stunde geweckt. Ein Bekannter aus der Szene berichtete ihm, dass die Polizei bei ihm vor der Tür stehen würde und keine Vorstellung hätte, was das Problem sein könnte. Der alte Mitarbeiter Maigrets arbeitete mittlerweile als Privatdetektiv und ahnte, dass dies nicht grundlos passieren würde. Nach ein wenig Suche wissen sie wenig später, dass der Musiker Joseph Leborgne in einem richtigen Schlamassel steckt.
Eine Agence O-Geschichte, die in der alten Heimat von Torrence – dem Quai des Orfèvres – beginnt und er dort auch gleich einen neuen Fall an Land zieht, der anfangs nur obskur erscheint, dann aber richtig gefährlich wird. Nur nicht für Torrence, denn obwohl er den Klienten akquiriert hatte, verbrachte er den größten Teil des Falls mit einer Zugfahrt, während Émile die Arbeit hatte.
Ein (schöner) kalter Winter. In der Agence O klingelte das Telefon und eine gewisse Marie Dossin meldete sich aus der Nähe von Orléans. Sie hätte gesehen, dass im Schuppen ihres Anwesens eine Leiche hing. Die Detektive sollen bitte kommen und ... da wird es ein wenig ominös, denn was sollten die Detektive machen. Erst einmal froren sie sich die Nasen bei der Autofahrt nach Ingrannes ab.
Eigentlich gibt es drei Seiten: die vor dem Schreibtisch, die hinter dem Schreibtisch und die hinter dem Spiegel – so lässt es sich zusammenfassen. Vor dem Schreibtisch eine junge Frau, die eine wirre Geschichte erzählt. Hinter dem Schreibtisch ein verwirrter Torrence, der mit der Geschichte nichts anzufangen weiß, in dem aber Beschützerinstinkte geweckt wurden. Schließlich hinter dem Spiegel ein Mann, dessen Identität dem Leser schleierhaft ist. Er tritt als Assistent von Torrence auf, scheint aber mehr auf den Kasten zu haben.
Der Roman ist Kult. Zumindest für Simenon- oder präzisiert, Maigret-Fans. Der erste Roman aus der Maigret-Reihe und wahrscheinlich auch der, der den Ruhm von Georges Simenon begründete. Eigentlich will Maigret nur einen Mann observieren. Der entwischt ihm jedoch schon bei dessen Ankunft in Paris. Statt einer Beobachtung hat es der Kommissar plötzlich mit einem Mord zu tun.
Sie werden nicht so fein skizziert wie Opfer, Zeugen und Täter und stehen trotzdem im Scheinwerferlicht: Die Mitarbeiter Maigrets wie Lucas, Janvier und Lapointe. Eine Würdigung.
1943 erschien bei Gallimard ein Simenon-Band mit dem Namen »Le dossiers de l’Agence »O««. Dieser enthielt vierzehn Geschichten, von denen dreizehn hierzulande noch nicht in einer deutschen Übersetzung erschienen sind. In diesem Erzählband taucht ein alter Bekannter auf: Torrence. Dieser hat sich mittlerweile in die Privatwirtschaft verabschiedet und ermittelt für eine Privatdetektei.