Draußen scheint die Sonne, die Schneeglöckchen haben sich schon wieder verabschiedet, zartes Grün ist stellenweise zu erkennen und mutig habe ich die Winterjacke weggepackt. Der beste Zeitpunkt, um ein paar Worte über das aus den 80er-Jahren stammende Weihnachts-Hörspiel zu verlieren und nicht zu übermütig im Freien herumzutollen.
Jedes Jahr kann man die Maigret-Erzählung »Weihnachten mit den Maigrets« empfehlen, wirklich jedes Jahr. Ich fand sie schon immer gut. Aber als ich sie – eigentlich aus einer Laune heraus – dieses Jahr mal wieder gelesen habe, erkannte ich, dass sie eine ganz andere Bedeutung hat.
Der Maigret-Herbst startet dieses Jahr sehr früh. Genau genommen am 22. Juni. Das verrät zumindest die Herbst-Winter-Vorschau des Audio-Verlages, die dieser Tage veröffentlicht wurde. An diesem Tag erscheinen die von Walter Kreye gelesenen Maigret-Romane »Maigret und der gelbe Hund« sowie ein einer Retro-Ausgabe »Maigret macht Ferien«, in beiden agiert der Kommissar außerhalb seiner Komfortzone.
Sheldon Cooper, wie Maigret ein fiktionaler Charakter, erkennt die hektischen Zeichen seiner Freunde nicht und plaudert über das, was ihm sein Freund über sein Sex-Leben erzählt hat, vor dessen Freundin. Dabei bekommt er nicht mit, dass das sowohl seinem Freund wie auch dessen Freundin sehr peinlich ist. Jeder kann sich in sie hineinversetzen. Nur Sheldon braucht ein wenig länger. Aber er kommt irgendwann drauf und lernt daraus.
Die kleine Geschichte hat einen Untertitel. Der lautet: »Eine Weihnachtsgeschichte für Erwachsene«. Das stimmt, ein Kind würde diese Geschichte sicher nicht verstehen. Ein Erwachsener liest sie mit einem gewissen Erstaunen und fragt sich anfangs, was denn daran weihnachtlich sein soll.
Eine Weihnachtsgeschichte: Die Polizisten sitzen vor einer großen Tafel, auf der man das Geschehen in der Stadt anhand von kleinen Leuchten verfolgen kann. An diesem Abend ist nicht viel los – Weihnachten lautet die Antwort darauf. Bis plötzlich eine Reihe von Lampen anfängt wie verrückt zu blinken. Die feiertägliche Ruhe ist plötzlich dahin und die Männer beginnen zu erahnen, dass sich dort draußen auf der Straße ein Drama abspielt.
Die Weihnachtsgeschichte schlechthin! (Zumindest für Maigret-Liebhaber...) Maigret gibt sich der Illusion hin, er könnte ein ruhiges Weihnachten feiern, als er aber die Straße beobachtet, entdeckt er zwei auf sein Haus zueilende Frauen. Er ahnt, dass diese zu ihm wollen.